Rebsorten

Graševina

4. Dezember 2025
weissweinkroatienfrischmineralisch

Graševina ist Kroatiens wichtigste Weißweinsorte. Entdecke das frische Geschmacksprofil, typische Aromen von grünem Apfel bis Holunder & perfekte Gerichte.

Säure
hohe Säure
Süße
trocken
Körper
leichter Körper
Tannine
keine Tannine
Alkohol
11-13 % Alk.

Typische Aromen

  • Grüner ApfelGrüner Apfel
  • ZitrusZitrus
  • white-peachwhite peach
  • HolunderblüteHolunderblüte
  • MineralischMineralisch

Graševina Charakteristik: hohe Säure, trocken,leichter Körper, keine Tannine, Alkoholgehalt 11-13%. Typische Aromen: green-apple, citrus, white-peach, elderflower, minerals.

Einleitung

Graševina ist die unangefochtene Königin unter den kroatischen Weißweinen und gleichzeitig eine der unterschätztesten Rebsorten Europas. Mit ihrer erfrischenden Säure, den lebendigen Zitrusnoten und der bemerkenswerten Vielseitigkeit hat sie sich vom Balkan bis nach Österreich als verlässliche Sorte für unkomplizierte, aber charaktervolle Weißweine etabliert. Was diese Rebsorte besonders macht, ist ihre Fähigkeit, das Terroir authentisch widerzuspiegeln und dabei stets zugänglich und trinkfreudig zu bleiben.

Auf einen Blick

  • Wichtigste Weißweinsorte Kroatiens mit über 25% der Rebfläche
  • Auch bekannt als Welschriesling, Laški Rizling oder Olaszrizling
  • Nicht verwandt mit dem deutschen Riesling trotz ähnlichem Namen
  • Charakteristisch durch knackige Säure und grüne Apfelaromen
  • Vielseitig vom leichten Sommerwein bis zum edelsüßen Prädikatswein
  • Hauptanbaugebiete in Kroatien, Slowenien, Österreich und Ungarn

Geschmacksprofil & Charakteristik

Graševina präsentiert sich im Glas als klassischer, geradliniger Weißwein mit einem frischen, belebenden Charakter. Die Rebsorte ist bekannt für ihre prägnante Säurestruktur, die dem Wein Spannung und Trinkfluss verleiht. Typisch sind Aromen von grünem Apfel, Zitrusfrüchten und weißem Pfirsich, begleitet von einer subtilen floralen Note nach Holunderblüten. Am Gaumen zeigt sich Graševina meist leicht bis mittelschwer mit einer knackigen Frische.

Was den Geschmack maßgeblich beeinflusst, ist das Klima. In kühleren Lagen wie dem slowenischen Štajerska oder den Hügeln Kroatiens entwickelt die Rebsorte besonders lebendige Säure und elegante Mineralität. In wärmeren Gebieten wie der slavonischen Ebene werden die Weine etwas fülliger und zeigen reifere Fruchtaromen mit Noten von Aprikose und Honig.

Der klassische Graševina wird jung getrunken und besticht durch seine unkomplizierte Frische. Hochwertige Exemplare, besonders solche mit etwas Holzfass-Ausbau oder aus Spätlese-Qualität, können jedoch durchaus 3-5 Jahre reifen und entwickeln dabei honigähnliche Noten und eine cremigere Textur. Die Säurestruktur sorgt dafür, dass die Weine auch mit etwas Flaschenreife ihre Lebendigkeit bewahren.

Herkunft & Geschichte

Der genaue Ursprung der Graševina liegt bis heute im Dunkeln, doch die meisten Ampelographen vermuten ihre Heimat im norditalienisch-slowenischen Grenzgebiet. Bereits im 16. Jahrhundert wurde die Rebsorte in der Region dokumentiert, und von dort aus verbreitete sie sich über die jahrhundertelange Habsburg-Herrschaft in die Weinbaugebiete der österreichisch-ungarischen Monarchie.

In Kroatien hat Graševina eine besonders lange Tradition. Hier wird sie seit mindestens 300 Jahren kultiviert und hat sich zur absolut dominierenden Weißweinsorte entwickelt. Der Name "Graševina" leitet sich vom kroatischen Wort "grašak" (Erbse) ab, was auf die Form und Größe der Beeren hindeutet. In anderen Ländern trägt die Rebsorte unterschiedliche Namen: In Österreich heißt sie Welschriesling, in Slowenien Laški Rizling und in Ungarn Olaszrizling.

Heute ist Graševina vor allem in Südosteuropa von Bedeutung. Kroatien bleibt mit etwa 7.000 Hektar das Hauptanbauland, gefolgt von Österreich (rund 3.500 Hektar, hauptsächlich im Burgenland), Slowenien, Ungarn und kleineren Flächen in Norditalien, Rumänien und Tschechien.

Anbau & Terroir

Graševina ist eine spätreifende Rebsorte, die gemäßigtes bis warmes kontinentales Klima bevorzugt. Sie benötigt ausreichend Wärme während der Vegetationsperiode, profitiert aber von kühlen Nächten im Spätsommer, die für die Entwicklung der charakteristischen Säure entscheidend sind. Die Rebsorte zeigt sich relativ anpassungsfähig, stellt aber gewisse Ansprüche an den Standort.

Ideal sind tiefgründige, nährstoffreiche Böden mit guter Wasserversorgung. Besonders gut gedeiht Graševina auf Lössböden, wie sie in der kroatischen Slavonien vorkommen, sowie auf kalkhaltigen Böden in Österreich und Slowenien. Diese Böden fördern die Mineralität im Wein und helfen, die Säure zu bewahren. In zu warmen, trockenen Lagen neigt die Rebsorte dazu, ihre Frische zu verlieren und flach zu wirken.

Die wichtigsten Weinregionen für Graševina sind:

Kroatien: Die Region Slavonien, besonders um Kutjevo und Ilok, ist das Herzland der kroatischen Graševina-Produktion. Die sanften Hügel und Lössböden liefern die Grundlage für klassische, frische Weinstile.

Österreich: Im Burgenland, vor allem rund um den Neusiedlersee, entstehen sowohl trockene als auch edelsüße Prädikatsweine aus Welschriesling. Das pannonische Klima und die Nähe zum See begünstigen die Botrytis-Entwicklung.

Slowenien: In der Štajerska (Steiermark) und Bela Krajina werden elegante, mineralische Graševina-Weine erzeugt, die zu den feinsten Vertretern der Sorte zählen.

Weinstile & Varianten

Die Vielseitigkeit der Graševina zeigt sich in der breiten Palette an Weinstilen, die aus ihr erzeugt werden. Der klassische Stil ist ein trockener, im Edelstahltank ausgebauter Weißwein, der jung getrunken wird. Diese Weine sind unkompliziert, erfrischend und ideal als Sommerwein oder Terrassenwein. Sie machen den Großteil der Produktion aus und werden oft als leichte Alltagsweine vermarktet.

Ambitionierte Winzer experimentieren zunehmend mit Barrique-Ausbau, der der Rebsorte zusätzliche Komplexität verleiht. Durch den Kontakt mit Eichenholz entwickeln die Weine cremigere Texturen und Noten von Vanille und Butter, ohne dabei ihre charakteristische Säure zu verlieren. Diese Weine brauchen etwas Zeit in der Flasche und zeigen dann ein faszinierendes Spiel zwischen Frische und Cremigkeit.

Eine besondere Spezialität sind edelsüße Prädikatsweine, vor allem aus Österreich. Durch die Anfälligkeit für Botrytis cinerea (Edelfäule) können aus Graševina hervorragende Trockenbeerenauslesen und Ausbrüche erzeugt werden. Diese Weine zeigen intensive Aromen von Honig, Aprikose und kandierten Früchten bei gleichzeitig lebendiger Säure, die ihnen Frische und Länge verleiht.

In Kroatien finden sich auch Schaumweine aus Graševina, die mit ihrer pikanten Säure eine interessante Alternative zu klassischen Sekten darstellen. Regional werden manchmal Cuvées mit anderen Sorten wie Chardonnay oder Sauvignon Blanc kreiert, wobei Graševina meist die Säurestruktur beisteuert.

Typische Aromen

Primäraromen (aus der Traube)

Die dominierenden Primäraromen der Graševina kreisen um grüne und gelbe Früchte. Grüner Apfel steht dabei an erster Stelle – dieser knackige, leicht säuerliche Fruchtton ist das Markenzeichen der Sorte. Hinzu kommen Zitruszesten, die dem Wein eine belebende Frische verleihen, und weißer Pfirsich, der in wärmeren Lagen stärker hervortritt. Eine charakteristische florale Note nach Holunderblüten gibt vielen Graševina-Weinen eine subtile Eleganz. In kühleren Klimazonen entwickelt sich eine ausgeprägte Mineralität, oft beschrieben als nasse Steine oder Kreide, die dem Wein Tiefe und Terroir-Ausdruck verleiht.

Die Intensität dieser Aromen hängt stark vom Anbaugebiet ab. In Höhenlagen bleiben die Weine schlanker und zeigen mehr Zitrus und Mineralik, während sie in wärmeren Ebenen fülliger werden und mehr Pfirsich und florale Noten entwickeln.

Sekundäraromen (durch Weinbereitung)

Bei der klassischen Edelstahl-Vinifikation bleiben die Weine aromatisch klar und fruchtig. Wählt der Winzer jedoch den Ausbau im Holzfass, entwickeln sich zusätzliche Sekundäraromen. Butter und Brioche-Noten entstehen durch malolaktische Gärung und Hefelager, die dem Wein eine cremige, fast schon opulente Textur verleihen. Bei edelsüßen Varianten, die von Botrytis befallen wurden, entstehen intensive Honig-Aromen, die sich mit den Fruchtnoten zu einem komplexen Aromabukett verweben.

Tertiäraromen (durch Reifung)

Graševina ist generell keine Rebsorte für längere Lagerung, doch hochwertige Exemplare können durchaus 3-5 Jahre reifen. Mit der Zeit entwickeln sich Tertiäraromen wie Bienenwachs und getrocknete Aprikosen, während die frischen Fruchtnoten in den Hintergrund treten. Die Weine werden runder und weicher, behalten aber idealerweise ihre Säurestruktur. Edelsüße Prädikatsweine aus Graševina haben ein deutlich höheres Reifepotenzial von 10-20 Jahren und entwickeln komplexe Noten von Orangenmarmelade, Nüssen und Honigwaben.

Insgesamt bleibt Graševina jedoch eine Rebsorte, die ihre Stärken in der Jugend ausspielt. Die knackige Frische und die lebendigen Fruchtaromen sind am besten in den ersten 1-3 Jahren nach der Ernte zu genießen.

Food Pairing

Perfekte Kombinationen

Gegrillter Süßwasserfisch mit Kräuterbutter: Diese Kombination ist ein Klassiker in Kroatien und funktioniert hervorragend. Die lebendige Säure der Graševina schneidet durch die Butter und hebt gleichzeitig die Frische des Fisches hervor. Ob Forelle, Zander oder Karpfen – die mineralischen Noten des Weins harmonieren perfekt mit dem zarten Fischfleisch. Die Kräuter in der Butter werden von den floralen Aromen des Weins aufgegriffen.

Spargel mit Sauce Hollandaise: Spargel gilt als schwieriger Partner für Wein, doch Graševina meistert diese Herausforderung problemlos. Die Säure des Weins gleicht die Reichhaltigkeit der Sauce aus, während die grünen Apfelnoten wunderbar mit dem leicht bitteren Aroma des Spargels spielen. Diese Paarung zeigt, wie elegant Graševina mit anspruchsvollen Gemüsegerichten umgehen kann.

Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat: Ein Klassiker der österreichischen Küche trifft auf Welschriesling – und das aus gutem Grund. Die Säure des Weins durchdringt die knusprige Panier und die Fülle des Fleisches, während die leichte Körperstruktur das Gericht nicht überlagert. Der Kartoffelsalat mit seiner Essignote wird von den Zitrusaromen des Weins abgerundet.

Ziegenkäse-Salat mit gerösteten Walnüssen: Die mineralischen und säurebetonten Eigenschaften der Graševina sind wie geschaffen für Ziegenkäse. Die Säure schneidet durch die Cremigkeit des Käses und die leicht erdigen Noten des Weins harmonieren mit den gerösteten Walnüssen. Ein Hauch von Honig im Dressing kann bei reiferen Graševina-Weinen zusätzliche Geschmacksdimensionen eröffnen.


Graševina ist eine Rebsorte, die es verdient, über die Grenzen Südosteuropas hinaus bekannter zu werden – ein erfrischender, ehrlicher Weißwein mit Charakter, der zeigt, dass man keine internationale Berühmtheit braucht, um großartige Weine zu erzeugen.

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