Wein-Glossar

Barrique

4. Dezember 2025
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Barrique ist ein kleines Eichenfass mit 225 Litern Fassungsvermögen. Erfahre, wie der Barrique-Ausbau Wein prägt und welche Aromen entstehen.

Was ist ein Barrique?

Ein Barrique ist ein kleines Eichenfass mit einem Fassungsvermögen von 225 Litern, das traditionell für den Ausbau von Wein verwendet wird. Der Name stammt vom französischen Wort für "Fass" und hat seinen Ursprung in der Bordeaux-Region, wo diese Fassgröße seit Jahrhunderten Standard ist.

Die geringe Größe des Barriques ist entscheidend: Im Vergleich zu großen Holzfässern hat der Wein eine viel größere Kontaktfläche zum Holz (höheres Oberflächen-zu-Volumen-Verhältnis), was einen intensiveren Einfluss des Holzes auf den Wein bedeutet. Dies prägt Geschmack, Struktur und Aromen maßgeblich.

Größe und Maße

  • Standardgröße: 225 Liter (Bordeaux-Barrique)
  • Varianten:
    • Burgund-Barrique: 228 Liter (pièce)
    • Cognac-Barrique: 300-350 Liter
  • Dimensionen: Ca. 95 cm lang, 70 cm Durchmesser
  • Gewicht: Ca. 50 kg leer, über 270 kg gefüllt

Ein Barrique fasst etwa 300 Flaschen Wein (à 0,75 Liter).

Herstellung und Holzarten

Holzart: Eiche dominiert

Fast alle Barriques werden aus Eichenholz gefertigt, da Eiche die perfekte Kombination aus Stabilität, Dichtheit und geschmacklicher Komplexität bietet. Die zwei wichtigsten Eichenarten sind:

Französische Eiche (Quercus robur & Quercus petraea):

  • Feinporiger, eleganter
  • Subtile Aromen: Vanille, Gewürze, Toast
  • Teurer (ein neues Barrique kostet 600-1.200 €)
  • Beliebt für Spitzenweine (Burgund, Barolo, Premium-Chardonnay)

Amerikanische Eiche (Quercus alba):

  • Grobporiger, intensiver
  • Kräftigere Aromen: Kokosnuss, Vanille, Dill
  • Günstiger (ca. 300-600 €)
  • Häufig bei Rioja, amerikanischen Weinen

Andere Holzarten (selten):

  • Kastanie, Akazie oder Kirsche – meist in traditionellen Regionen für spezielle Weinstile

Toasting: Die Fassbrennung

Das Innere des Barriques wird über offenem Feuer "getoastet" (gebrannt), was die Holzstruktur aufbricht und neue Aromastoffe freisetzt:

  • Leichtes Toasting: Dezente Holznoten, mehr Frucht im Vordergrund
  • Mittleres Toasting: Balance zwischen Frucht und Holz, Vanille, Karamell
  • Starkes Toasting: Intensive Röstaromen, Kaffee, Schokolade, rauchige Noten

Barrique-Ausbau: Wirkung auf den Wein

Der Ausbau im Barrique verändert den Wein auf mehreren Ebenen:

Aromaübertragung

Das Holz gibt dem Wein charakteristische Aromen:

  • Vanille (Vanillin aus dem Holz)
  • Toast, Röstaromen (durch das Toasting)
  • Gewürze (Nelke, Zimt, Muskat)
  • Kokosnuss (besonders bei amerikanischer Eiche)
  • Rauch, Kakao, Kaffee (bei stärkerem Toasting)

Diese Sekundäraromen ergänzen die primären Fruchtaromen der Traube.

Mikrooxidation

Durch die Poren des Holzes gelangt minimal Sauerstoff an den Wein. Diese sanfte Oxidation:

  • Rundet Tannine ab und macht sie weicher
  • Stabilisiert Farbe und Struktur
  • Fördert die Reifung und Komplexität
  • Integriert Frucht, Säure und Holzaromen

Struktur und Textur

Barrique-Ausbau verleiht dem Wein:

  • Mehr Körper und Fülle
  • Eine cremigere, rundere Textur
  • Mehr Komplexität und Tiefe

Neu vs. Gebraucht: Der Unterschied

Die Aromaabgabe eines Barriques nimmt mit jedem Gebrauch ab:

Neues Barrique (1. Verwendung):

  • Maximale Aromaabgabe
  • Intensiver Holzeinfluss
  • Teuer, aber kraftvoll

2. bis 3. Verwendung:

  • Moderater Holzeinfluss
  • Ausgewogene Balance zwischen Frucht und Holz
  • Oft bevorzugt für hochwertige Weine

4+ Verwendungen (gebraucht):

  • Minimale Aromaabgabe
  • Fast nur noch Mikrooxidation, kaum Holznoten
  • Wirkt ähnlich wie ein neutrales Gefäß

Viele Winzer kombinieren neue und gebrauchte Barriques, um die perfekte Balance zu finden. Ein Wein, der zu 50% in neuem und 50% in gebrauchtem Barrique ausgebaut wurde, zeigt subtilere Holznoten als ein zu 100% in neuem Holz gereifter Wein.

Ausbaudauer

Die Verweildauer im Barrique variiert je nach Weintyp:

  • Weißweine: 3-12 Monate (länger kann zu viel Holz ergeben)
  • Rotweine: 12-24 Monate (manchmal bis zu 36 Monate bei großen Weinen)
  • Riserva-Weine: Oft 18-36 Monate

Nach dem Barrique-Ausbau reifen viele Weine noch in der Flasche, bevor sie verkauft werden.

Barrique vs. Botti vs. Stückfass

| Fasstyp | Größe | Einfluss | Typisch für | |---------|-------|----------|-------------| | Barrique | 225 Liter | Intensiv | Bordeaux, Rioja, internationale Stile | | Botti | 1.000-10.000+ Liter | Subtil | Italien (Barolo, Brunello) | | Stückfass | 1.200 Liter | Moderat | Deutschland (Rheingau, Pfalz) |

Große Fässer wie Botti haben weniger Kontaktfläche zum Holz und beeinflussen den Wein deutlich weniger. Sie dienen eher der Reifung durch Mikrooxidation als der Aromaübertragung.

Kontroverse: Zu viel Barrique?

Der Barrique-Ausbau ist nicht unumstritten:

Pro-Barrique:

  • Verleiht Komplexität und Struktur
  • Ermöglicht längere Lagerung
  • International beliebter, vertrauter Geschmack

Kritik:

  • Kann die sortentypischen Aromen überdecken
  • Bei Überdosierung wirkt der Wein "hölzern"
  • Nicht alle Rebsorten profitieren vom Holzausbau
  • Teuer und aufwändig

Moderne Winzer setzen zunehmend auf subtileren Holzeinsatz: größere Fässer, weniger neue Barriques, kürzere Ausbauzeiten oder gänzlicher Verzicht auf Holz (Ausbau im Edelstahltank).

Barrique und Rebsorten

Einige Rebsorten profitieren besonders vom Barrique-Ausbau:

Rot:

  • Cabernet Sauvignon: Klassische Kombination, Tanninstruktur wird weicher
  • Merlot: Gewinnt an Fülle und Komplexität
  • Syrah/Shiraz: Würzige Noten werden verstärkt
  • Nebbiolo: Traditionell in großen Botti, moderne Stile nutzen Barriques
  • Pinot Noir: Verlangt Fingerspitzengefühl – zu viel Holz überdeckt die Eleganz

Weiß:

  • Chardonnay: Der Klassiker für Barrique-Ausbau (Burgund, Kalifornien)
  • Weißburgunder: Gewinnt an Cremigkeit
  • Viognier: Rundet die üppige Frucht ab
  • Verdicchio (Riserva): Moderner Stil mit dezenter Holznote

Praxistipp

Wenn auf dem Etikett "Barrique-Ausbau" steht, erwarte intensive Holznoten – besonders bei Weinen aus neuen Fässern. Weine mit der Bezeichnung "élevage en fûts de chêne" (Reifung in Eichenfässern) oder "aged in oak" zeigen meist deutliche Holzeinflüsse.

Magst du Weine mit Vanille, Toast und Gewürznoten? Dann sind Barrique-ausgebaute Weine perfekt für dich. Bevorzugst du fruchtige, klarere Weine? Dann wähle Weine aus dem Edelstahltank oder mit minimaler Holzreifung.

Tipp für Weinsammler: Weine mit hochwertigem Barrique-Ausbau (besonders aus französischer Eiche) haben oft ein besseres Alterungspotenzial und entwickeln mit den Jahren faszinierende Tertiäraromen.

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