Wein-Glossar

Roséwein

9. Dezember 2025
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Roséwein – die perfekte Brücke zwischen Rot und Weiß. Erfahre, wie Rosé hergestellt wird, welche Stile es gibt und was ihn so besonders macht.

Was ist Roséwein?

Roséwein ist ein Wein mit rosa bis lachsfarbener Färbung, der aus roten Trauben hergestellt wird. Anders als bei Rotwein haben die Traubenschalen nur begrenzten Kontakt mit dem Most, wodurch weniger Farbstoffe, Tannine und Phenole extrahiert werden. Das Ergebnis ist ein Wein, der die Frische und Leichtigkeit eines Weißweins mit den fruchtigen Aromen roter Trauben verbindet.

Herstellungsmethoden

Es gibt verschiedene Methoden zur Herstellung von Roséwein:

Mazerationsverfahren (Direct Press Rosé)

Die gängigste und qualitativ hochwertigste Methode. Rote Trauben werden gepresst, und der Most bleibt für kurze Zeit (wenige Stunden bis maximal 24 Stunden) in Kontakt mit den Schalen. Die Mazeration wird genau kontrolliert, um die gewünschte Farbintensität und Aromatik zu erreichen. Je länger der Kontakt, desto dunkler und kräftiger wird der Rosé.

Saignée-Methode (Abzugsverfahren)

Bei dieser Methode wird ein Teil des Mostes aus einem Rotwein-Gärtank "abgeblutet" (französisch: saigner), nachdem die Maischegärung begonnen hat. Dies konzentriert den verbleibenden Rotwein und liefert gleichzeitig einen kräftigen, aromatischen Rosé. Diese Methode wird oft in Bordeaux und anderen Rotweinregionen angewendet.

Verschnittmethode

Das direkte Mischen von Rot- und Weißwein ist in den meisten Qualitätsweinregionen verboten. Eine wichtige Ausnahme bildet die Champagne, wo diese Methode für Rosé-Champagner erlaubt und üblich ist.

Farbspektrum & Stile

Die Farbe von Roséwein reicht von zartestem Rosa (fast durchsichtig) bis zu kräftigem Lachsrosa oder Orange-Pink. Die Farbintensität hängt ab von:

  • Rebsorte: Dünschalige Sorten wie Pinot Noir ergeben hellere Rosés, dickschalige wie Syrah oder Grenache intensivere Farbtöne
  • Mazerationszeit: Je länger der Schalenkontakt, desto dunkler
  • Klima: Heißere Regionen produzieren oft kräftigere, dunklere Rosés

Stilrichtungen

Provence-Stil: Blass, fast durchsichtig, trocken, elegant mit delikaten Aromen von roten Beeren, Zitrusfrüchten und Kräutern. Hohe Säure, erfrischend leicht.

Spanischer Rosado: Meist kräftiger in Farbe und Geschmack, fruchtbetont mit Erdbeere und Kirsche, oft aus Tempranillo oder Garnacha.

Tavel: Der berühmteste Rosé-Appellation Frankreichs (Rhône). Kräftig, strukturiert, oft mit höherem Alkoholgehalt (13-14%), geeignet für Speisenbegleitung.

White Zinfandel: Amerikanischer, meist halbtrockener bis süßer Rosé-Stil aus Zinfandel-Trauben. Kommerziell sehr erfolgreich, von Weinkenner oft belächelt.

Geschmacksprofil

Roséweine zeigen typischerweise Aromen von:

  • Rote Früchte: Erdbeere, Himbeere, rote Johannisbeere, Kirsche
  • Zitrusfrüchte: Grapefruit, Orangenschale (bei helleren Stilen)
  • Blüten: Rosenblätter, Veilchen
  • Kräuter: Thymian, Rosmarin, mediterrane Noten (besonders bei Provence-Rosé)
  • Mineralität: Salzige, steinige Noten bei Weinen von kalkhaltigen Böden

Die Säure ist meist lebendig und erfrischend, die Tannine minimal bis nicht vorhanden. Der Körper ist leicht bis mittelschwer.

Weinbereitung & Ausbau

Die meisten Roséweine werden jung getrunken und sollten ihre Frische bewahren. Der Ausbau erfolgt typischerweise in:

  • Edelstahltank: Am häufigsten, erhält Frische und klare Frucht
  • Barrique: Selten, nur bei kraftvolleren Stilen wie Tavel
  • Auf der Feinhefe (Sur Lie): Verleiht zusätzliche Textur und Komplexität

Die malolaktische Gärung wird oft unterbunden, um die knackige Säure zu erhalten.

Trinktemperatur & Lagerung

Roséwein sollte gut gekühlt serviert werden: 8-12°C je nach Stil. Hellere, leichtere Rosés kälter (8-10°C), kraftvollere wärmer (10-12°C).

Lagerfähigkeit: Die meisten Roséweine sind für sofortigen Konsum gedacht und sollten innerhalb von 1-2 Jahren nach der Ernte getrunken werden. Ausnahmen sind kraftvolle Stile wie Tavel oder hochwertige Bandol-Rosés, die 3-5 Jahre reifen können.

Food Pairing

Roséwein ist extrem vielseitig beim Essen:

  • Mediterrane Küche: Gegrillter Fisch, Salate, Meeresfrüchte, Ratatouille
  • Asiatische Küche: Sushi, Thai-Gerichte, vietnamesische Sommerrollen
  • Leichte Fleischgerichte: Gegrilltes Hähnchen, Kalbfleisch
  • Charcuterie: Prosciutto, Salami, Terrinen
  • Provenzalische Klassiker: Bouillabaisse, Salade Niçoise

Wichtige Rebsorten für Roséwein

  • Grenache (Garnacha): Provence, Spanien, Rhône
  • Syrah: Rhône, Provence
  • Cinsault: Provence, Languedoc
  • Pinot Noir: Champagne, Deutschland, USA
  • Sangiovese: Italien (Rosato di Toscana)
  • Tempranillo: Spanien (Rosado)
  • Primitivo/Zinfandel: Italien, USA (White Zinfandel)

Qualitätsindikatoren

Ein hochwertiger Roséwein zeichnet sich aus durch:

  • Klare, brillante Farbe ohne Trübungen
  • Frische, lebendige Aromen (nicht oxidiert oder muffig)
  • Gute Balance zwischen Frucht und Säure
  • Sauberer, erfrischender Abgang
  • Kein übermäßiger Restzucker (außer bei bewusst süßen Stilen)

Roséwein hat in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt und wird zunehmend ernst genommen. Provence-Rosé gilt heute als Benchmark für trockene, elegante Rosés und hat das Image des "Sommerweins" deutlich aufgewertet.

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