Alkoholgehalt
Alkoholgehalt im Wein: Wie entsteht er, wie wird er gemessen und welchen Einfluss hat er auf Körper, Geschmack und Wärme? Alles über Volumenprozent und Balance.
Definition
Der Alkoholgehalt eines Weins gibt an, wie viel Ethanol (Trinkalkohol) in Volumenprozent (% vol.) im fertigen Wein enthalten ist. Er entsteht während der alkoholischen Gärung, bei der Hefen den Zucker aus den Trauben in Alkohol und Kohlendioxid umwandeln.
Wie entsteht Alkohol im Wein?
Der Alkoholgehalt wird maßgeblich durch den Zuckergehalt der Trauben bei der Lese bestimmt. Je reifer die Trauben und je höher ihr natürlicher Zuckergehalt, desto mehr Alkohol kann während der Gärung entstehen. In warmen, sonnigen Weinbauregionen erreichen Trauben höhere Zuckerwerte und ergeben daher tendenziell alkoholreichere Weine. In kühleren Regionen bleiben die Alkoholgrade meist moderater.
Die Formel ist einfach: Etwa 17 Gramm Zucker pro Liter Most ergeben ungefähr 1% vol. Alkohol. Ein Most mit 200 g/l Zucker kann somit theoretisch einen Wein mit etwa 11,8% vol. Alkohol ergeben – vorausgesetzt, die Gärung wird vollständig durchgeführt.
Alkoholgehalt nach Weinstil
Leichte Weine (unter 11% vol.) Mosel-Rieslinge, Vinho Verde, manche Prosecco-Varianten – leicht, frisch, oft mit Restsüße, betonen Frucht und Säure.
Mittlerer Alkoholgehalt (11-13% vol.) Die Mehrzahl europäischer Weine liegt in diesem Bereich: Burgund, Bordeaux, Chianti, deutsche Spätburgunder. Ausgewogen zwischen Frucht, Säure und Struktur.
Kräftige Weine (13-15% vol.) Weine aus warmen Regionen wie Châteauneuf-du-Pape, Barolo, Priorat, kalifornische Zinfandel oder australische Shiraz. Voller Körper, intensive Frucht, oft kräftige Tannine.
Sehr hoher Alkoholgehalt (über 15% vol.) Aufgespritete Weine wie Portwein, Sherry, Madeira oder sehr reife, konzentrierte Rotweine aus extremen Lagen. Intensive Wärme im Mund, oft süß oder sehr kraftvoll.
Einfluss auf den Geschmack
Der Alkoholgehalt beeinflusst den Wein in mehrfacher Hinsicht:
- Körper: Alkohol verleiht dem Wein Fülle, Gewicht und Textur. Hochalkoholische Weine wirken "schwerer" und vollmundiger.
- Wärme: Ein hoher Alkoholgehalt erzeugt ein wärmendes, manchmal leicht brennendes Gefühl im Mund und Abgang.
- Balance: Ein ausgewogener Wein bringt Alkohol, Säure, Tannine (bei Rotwein) und Frucht in Einklang. Zu viel Alkohol kann den Wein aufdringlich oder unharmonisch machen.
- Süße-Wahrnehmung: Alkohol schmeckt leicht süßlich und kann die Wahrnehmung von Restsüße verstärken.
Kennzeichnung & Toleranz
In der EU muss der Alkoholgehalt auf dem Etikett angegeben werden. Dabei gibt es eine Toleranz von ±0,5% vol. (bei Weinen unter 10% vol.) bzw. ±1% vol. (bei Weinen über 10% vol.). Ein Wein mit 13% vol. auf dem Etikett kann also tatsächlich zwischen 12% und 14% vol. enthalten.
Fazit
Der Alkoholgehalt ist ein zentrales Merkmal jedes Weins und gibt Aufschluss über Herkunft, Klima, Reife und Weinstil. Ein ausgewogener Wein zeigt seinen Alkohol nie aufdringlich, sondern integriert ihn harmonisch in das Gesamtbild aus Frucht, Säure, Tannin und Aroma.
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