Corvina
Corvina ist die Seele des Amarone: kirschfruchtig, würzig & vielseitig. Entdecke die italienische Rebsorte aus dem Veneto mit all ihren Facetten.
- Säure
- hohe Säure
- Süße
- trocken
- Körper
- vollmundiger Körper
- Tannine
- moderate Tannine
- Alkohol
- 12-16 % Alk.
Typische Aromen
Rote Kirsche
dried cherry
Veilchen
Mandel
Getrocknete Kräuter
Corvina Charakteristik: hohe Säure, trocken,vollmundiger Körper, moderate Tannine, Alkoholgehalt 12-16%. Typische Aromen: red-cherry, dried-cherry, violet, almond, dried-herbs.
Die Seele des Amarone
Corvina ist die unangefochtene Königin des Veneto und das Herzstück einiger der berühmtesten italienischen Rotweine. Wenn Du jemals einen Amarone della Valpolicella genossen hast, dann hast Du bereits Bekanntschaft mit dieser faszinierenden Rebsorte gemacht. Mit ihrer perfekten Balance aus leuchtender Frucht, eleganter Struktur und mediterranem Charakter verkörpert Corvina die ganze Vielfalt norditalienischer Weinkunst – von frischen, leichtfüßigen Alltagsweinen bis hin zu kraftvollen, konzentrierten Meisterwerken.
Auf einen Blick
- Heimat: Veneto, Norditalien – vor allem die Valpolicella-Zone zwischen Verona und dem Gardasee
- Hauptrolle: Hauptrebsorte in Valpolicella, Amarone und Recioto della Valpolicella (meist 45-95% des Verschnitts)
- Charakteristik: Lebhafte Kirschfrucht, florale Noten, moderate Tannine und erfrischende Säure
- Besonderheit: Dicke Schale macht sie ideal für die Appassimento-Methode (Trocknung der Trauben)
- Stilvielfalt: Von leichten, fruchtigen Valpolicella Classico bis zu opulenten, alkoholreichen Amarone
- Genussreife: Je nach Stil 1-3 Jahre (Valpolicella) bis 5-20+ Jahre (Amarone)
Geschmacksprofil & Charakteristik
Corvina besticht durch ein unverwechselbares Aromenspektrum, das sich elegant zwischen fruchtiger Frische und würziger Komplexität bewegt. Im Glas zeigt sich die Rebsorte meist in einem leuchtenden Rubinrot mit violetten Reflexen, das mit zunehmendem Alter zu Granatrot übergeht.
Der typische Geschmack wird von saftiger Kirschfrucht dominiert – denk an frische rote Kirschen und Sauerkirschen, die je nach Ausbau von floralen Veilchennoten und einem Hauch von Bittermandel begleitet werden. Diese charakteristische Bittermandelwürze im Abgang ist ein Erkennungszeichen guter Corvina-Weine und verleiht ihnen eine besondere Tiefe.
Die Säure ist das Rückgrat der Corvina: Sie ist präsent und erfrischend, aber nie schrill oder dominant. Die Tannine zeigen sich moderat und feinkörnig, was die Weine zugänglich und harmonisch macht. Der Körper variiert erheblich je nach Ausbaumethode – von mittlerem bis zu sehr vollem Körper.
Bei der klassischen Vinifikation als Valpolicella entstehen lebendige, fruchtbetonte Weine mit moderatem Alkoholgehalt (12-13%). Werden die Trauben jedoch nach der Ernte auf Strohmatten oder in belüfteten Räumen getrocknet (Appassimento), konzentrieren sich Zucker, Aromen und Extrakt dramatisch. Das Resultat sind kraftvolle Amarone-Weine mit 15-16% Alkohol und einer Fülle, die an getrocknete Früchte, Schokolade und Gewürze erinnert.
Mit dem Alter entwickeln sich tertiäre Aromen von Tabak, Leder, getrockneten Kräutern und erdigen Nuancen. Hochwertige Amarone-Weine können problemlos 20 Jahre und länger reifen und gewinnen dabei an Komplexität und Samtigkeit.
Herkunft & Geschichte
Corvina ist eine autochthone Rebsorte des Veneto und wird seit Jahrhunderten in der Region um Verona angebaut. Der Name könnte sich vom lateinischen "corvus" (Rabe) ableiten – möglicherweise wegen der dunklen Beerenschalen oder weil Raben die süßen, reifen Trauben besonders schätzten.
Erste schriftliche Erwähnungen reichen bis ins Mittelalter zurück, doch ihre große Blüte erlebte Corvina im 20. Jahrhundert, als die Valpolicella-Region internationale Anerkennung erlangte. Besonders der Erfolg des Amarone ab den 1950er Jahren machte Corvina weltberühmt.
Heute ist Corvina praktisch synonym mit der Valpolicella-Zone zwischen Verona und dem Gardasee. Hier, in den sanften Hügeln mit Blick auf die Alpen, findet die Rebsorte ideale Bedingungen. Die wichtigsten Anbaugebiete sind Valpolicella Classico, Valpantena und die östlichen Zonen. Kleinere Anpflanzungen gibt es auch am Bardolino-Gebiet am Gardasee.
Außerhalb Italiens ist Corvina kaum verbreitet – die Rebsorte bleibt fest mit ihrer venetischen Heimat verbunden und ist dort mit über 7.000 Hektar Anbaufläche die dominierende rote Sorte.
Anbau & Terroir
Corvina ist eine relativ anspruchsvolle Rebsorte, die warme, aber nicht zu heiße Standorte bevorzugt. Das kontinental geprägte Klima des Veneto mit milden Sommern und kühlen Herbstnächten bietet ideale Voraussetzungen. Die kühlenden Winde vom Gardasee und die Höhenlagen zwischen 150 und 450 Metern sorgen für eine langsame, gleichmäßige Reife.
Die Böden der Valpolicella sind äußerst vielfältig: Kalkstein, vulkanisches Gestein, Lehm und Schwemmlandböden wechseln sich ab. Corvina zeigt sich anpassungsfähig, bevorzugt aber durchlässige, kalkhaltige Böden mit guter Drainage. Die klassische Zone (Classico) mit ihren steilen Hängen und kalkreichen Böden gilt als Premiumlage.
Die Rebsorte reift spät – meist Ende September bis Anfang Oktober. Für Amarone werden die Trauben sogar noch später gelesen, wenn sie überreif sind. Die dicke Schale macht Corvina relativ resistent gegen Fäulnis, was die lange Reifezeit und anschließende Trocknung ermöglicht. Allerdings neigt die Sorte zu üppigem Wuchs und hohen Erträgen, weshalb strenge Ertragsreduktion für Qualitätsweine unerlässlich ist.
Weinstile & Varianten
Die Vielseitigkeit von Corvina zeigt sich in der beeindruckenden Bandbreite an Weinstilen:
Valpolicella Classico ist der Einstieg: Ein frischer, fruchtbetonter Rotwein mit lebendiger Säure und moderaten Tanninen. Perfekt für den täglichen Genuss, jung zu trinken und herrlich unkompliziert. Alkoholgehalt meist 11,5-12,5%.
Valpolicella Superiore und Ripasso bilden die Mittelklasse: Beim Ripasso-Verfahren wird junger Valpolicella über den Trestern des Amarone nachgegoren, wodurch er zusätzliche Aromen, Körper und Struktur gewinnt. Das Ergebnis ist ein Wein zwischen klassischem Valpolicella und Amarone – mit mehr Tiefe, aber ohne die Opulenz des großen Bruders.
Amarone della Valpolicella ist der Superstar: Hier werden die Trauben nach der Lese 3-4 Monate getrocknet, verlieren bis zu 40% ihres Gewichts und konzentrieren Zucker und Aromen extrem. Die Vergärung erfolgt langsam, oft wird der Wein in großen Holzfässern oder Barriques ausgebaut. Das Ergebnis: Ein kraftvoller, komplexer Wein mit 15-16% Alkohol, Noten von Dörrpflaumen, Schokolade, Tabak und enormem Lagerpotenzial.
Recioto della Valpolicella nutzt dieselbe Appassimento-Technik, stoppt aber die Gärung vorzeitig, sodass ein süßer, samtiger Rotwein mit etwa 12-14% Alkohol entsteht – perfekt zu Schokoladendesserts.
Corvina wird traditionell mit Rondinella (20-40%) und oft etwas Molinara verschnitten, manchmal auch mit Corvinone, einer eigenständigen Sorte. Moderne Produzenten experimentieren auch mit internationalen Sorten wie Cabernet oder Merlot in kleinen Anteilen.
Typische Aromen
Primäraromen (aus der Traube)
Rote Kirsche ist das Leitmotiv: Frische, saftige Sauerkirsche dominiert bei jungen Weinen, besonders im klassischen Valpolicella. Diese Fruchtigkeit ist hell, transparent und wird von einer lebendigen Säure getragen.
Veilchen verleihen eine elegante florale Note, die besonders in kühleren Lagen und bei sorgfältiger Vinifikation hervortritt. Dieses Aroma gibt Corvina-Weinen eine feminine, parfümierte Komponente.
Getrocknete Kräuter aus der mediterranen Macchia – Thymian, Salbei, Oregano – zeigen sich besonders bei Weinen aus warmen, exponierten Lagen. Sie verleihen Würze und Komplexität.
Bittermandel im Abgang ist das Signature-Aroma von Corvina. Diese leicht bittere, nussige Note ist charakteristisch und unterscheidet die Sorte von anderen Rotweinen.
Sekundäraromen (durch Weinbereitung)
Getrocknete Kirschen und Pflaumen entstehen durch die Appassimento-Methode. Die Traubentrocknung konzentriert die Frucht und verwandelt sie in kompottartige, intensive Aromen.
Kakao und Schokolade entwickeln sich bei Amarone durch die Kombination aus Konzentration, malolaktischer Gärung und teilweise Barrique-Ausbau. Diese Noten verleihen Tiefe und Opulenz.
Süße Gewürze wie Vanille, Zimt und Nelken treten bei Weinen mit Holzausbau hervor. Sie verschmelzen harmonisch mit der Frucht und schaffen einen volleren Geschmackseindruck.
Tertiäraromen (durch Reifung)
Tabak und Leder entwickeln sich bei gereiften Amarone-Weinen nach 5-10 Jahren Flaschenreife. Die Frucht wird nuancierter, tertiäre Würze tritt in den Vordergrund.
Waldboden und getrocknete Pilze zeigen sich bei sehr alten Weinen (15+ Jahre) und verleihen ihnen eine erdige, komplexe Tiefe.
Corvina-Weine sind unterschiedlich lagerfähig: Einfache Valpolicella sollten jung getrunken werden (1-3 Jahre), während hochwertige Amarone 10-20 Jahre und länger reifen können und dabei an Eleganz und Komplexität gewinnen.
Food Pairing
Perfekte Kombinationen
Ossobuco alla Milanese ist die klassische Paarung zu Amarone: Das geschmorte Kalbshaxen-Gericht mit seinem reichen, samtigen Fleisch und der intensiven Sauce harmoniert perfekt mit der Kraft und Würze des Weines. Die Säure schneidet durch das Fett, während die getrockneten Fruchtaromen die Aromatik des Gerichts ergänzen.
Risotto all'Amarone ist die ultimative regionale Kombination: Der Wein wird direkt ins Risotto eingearbeitet, wodurch eine unglaubliche Geschmackstiefe entsteht. Die Cremigkeit des Risottos wird von der Struktur des Weines getragen – serviere dazu denselben Amarone, den Du auch gekocht hast.
Hartkäse wie Parmigiano Reggiano oder Monte Veronese sind ideale Partner, besonders zu gereiften Amarone. Die Salzigkeit und Umami-Noten des Käses heben die fruchtigen und würzigen Komponenten des Weines hervor, während die nussigen Aromen mit der Bittermandel-Note korrespondieren.
Bistecca alla Fiorentina oder gegrilltes Rindfleisch passen hervorragend zu Valpolicella Ripasso: Das kräftige Fleisch verlangt nach einem Wein mit Struktur, aber die Säure der Corvina hält die Paarung frisch und verhindert, dass sie zu schwer wird. Die Röstnoten vom Grill harmonieren mit den würzigen Elementen des Weines.
Bei leichterem Valpolicella Classico greife zu Pizza, Pasta mit Tomatensauce oder gegrilltem Gemüse – hier brilliert die frische Frucht und lebendige Säure der Rebsorte.
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