Weinregionen

Veneto

4. Dezember 2025
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Veneto ist Italiens vielseitigste Weinregion: Von Amarone über Prosecco bis Soave. Entdecke die Weinvielfalt zwischen Verona, Venedig und den Alpen.

Italiens produktivste Qualitätsregion

Das Veneto (deutsch: Venetien) ist mit Abstand eine der bedeutendsten Weinregionen Italiens – sowohl in quantitativer als auch qualitativer Hinsicht. Mit über 90.000 Hektar Rebfläche und etwa 11 Millionen Hektolitern jährlich ist es die drittgrößte Weinregion Italiens nach Sizilien und Apulien, aber die größte für hochwertige DOC/DOCG-Weine.

Die Region erstreckt sich von den Ausläufern der Alpen im Norden über die sanften Hügel rund um Verona bis zur Adriaküste im Süden. Diese geografische Vielfalt bringt eine bemerkenswerte Bandbreite an Weinstilen hervor – von kraftvollen, langlebigen Rotweinen wie Amarone über elegante Weißweine wie Soave bis zum weltberühmten Prosecco.

Geografie & Klima

Lage

Das Veneto liegt im Nordosten Italiens mit der Hauptstadt Venedig. Die Region grenzt im Norden an die Dolomiten und Österreich, im Westen an den Gardasee und die Lombardei, im Osten an Friaul-Julisch Venetien und im Süden an die Emilia-Romagna und die Adria.

Topografie

Die Weinbaugebiete verteilen sich über drei Hauptzonen:

  1. Alpine und voralpine Hügel (Nord): Zwischen 150 und 500 Metern Höhe, mit steilen Hängen und kühlem Klima. Hier entstehen die feinsten Weine – besonders rund um Verona (Valpolicella, Soave).

  2. Hügelland (Zentrum): Sanfte Hügel zwischen Verona, Vicenza und Treviso. Heimat des Prosecco-Gebiets in Valdobbiadene und Conegliano.

  3. Flachland der Po-Ebene (Süd): Meist für Massenweine, aber auch qualitativ hochwertige Gebiete wie Lugana am Gardasee.

Klima

Das Klima variiert erheblich:

  • Nördliche Hügelzonen: Kontinental geprägt mit kühlen Nächten, moderaten Sommern und Einfluss der Alpenwinde. Ideal für aromatische Weißweine und strukturierte Rotweine.

  • Gardasee-Region: Der See wirkt als Temperaturpuffer, mildert Extreme und verlängert die Vegetationsperiode. Perfekt für mediterrane Sorten.

  • Flachland: Wärmer und feuchter, mit maritimem Einfluss von der Adria. Höhere Erträge, aber weniger Konzentration.

Die Niederschläge liegen bei 700-1.200 mm jährlich, gut verteilt über das Jahr. Die Sonnenstunden sind mit 2.000-2.300 pro Jahr reichlich.

Böden

Die Böden sind äußerst vielfältig und prägen den Charakter der Weine:

  • Kalkstein dominiert in den Hügeln von Valpolicella und Soave, verleiht Eleganz und Mineralität
  • Vulkanische Böden in Teilen der Lessini-Berge bringen Struktur und Würze
  • Mergel und Ton in tieferen Lagen speichern Wasser gut
  • Schwemmlandböden in der Ebene sind fruchtbar, aber weniger konzentriert
  • Moränenschotter am Gardasee mit guter Drainage

Rebsorten

Rote Sorten

Corvina ist die unangefochtene Königin – das Herzstück von Valpolicella, Amarone und Bardolino. Liefert frische Kirschfrucht, moderate Tannine und die typische Bittermandelnote.

Rondinella ist der traditionelle Partner der Corvina in Valpolicella-Verschnitten (20-40%). Bringt Farbe, Körper und Frucht.

Corvinone wurde lange mit Corvina verwechselt, ist aber eine eigenständige Sorte. Liefert mehr Struktur und Tannin, wird zunehmend in Premium-Amarone verwendet.

Merlot ist weit verbreitet, besonders im östlichen Veneto. Oft für IGT-Weine oder internationale Cuvées.

Cabernet Sauvignon & Cabernet Franc sind besonders in den Bordeaux-inspirierten Weinen der Marca Trevigiana beliebt.

Weiße Sorten

Garganega ist die Basis von Soave – eine unterschätzte, charaktervolle Sorte mit Zitrus-, Mandel- und Kräuternoten. Kann hervorragend altern.

Glera (früher "Prosecco" genannt) ist die Prosecco-Traube – neutral, aber mit zartem Apfel- und Blütenaroma, perfekt für prickelnde Schaumweine.

Trebbiano di Soave wird oft mit Garganega verschnitten und bringt Frische und Säure.

Pinot Grigio ist mengenmäßig die wichtigste Weißweinsorte – von einfach bis sehr hochwertig, besonders in den Hügeln von Colli Euganei.

Chardonnay gewinnt an Bedeutung, besonders für Spumante (Schaumwein) und barrique-ausgebaute Stillweine.

Wichtige Weinbaugebiete

Valpolicella & Amarone della Valpolicella DOCG

Die berühmteste Zone für Rotwein, nördlich von Verona zwischen dem Gardasee und den Lessini-Bergen. Heimat des legendären Amarone – eines kraftvollen, aus getrockneten Trauben (Appassimento) hergestellten Rotweins mit enormem Lagerpotenzial.

Stile:

  • Valpolicella Classico (leicht, fruchtig, jung zu trinken)
  • Valpolicella Ripasso (mittelkräftig, mit Amarone-Trestern nachgegoren)
  • Amarone (kraftvoll, komplex, 15-17% Alkohol, 10-30 Jahre lagerfähig)
  • Recioto (süß, aus denselben getrockneten Trauben)

Mehr über Valpolicella

Soave DOC & Soave Superiore DOCG

Östlich von Verona, bekannt für elegante Weißweine aus Garganega (mindestens 70%). Die klassische Zone ("Soave Classico") mit ihren steilen, kalkreichen Hängen produziert die besten Weine – mineralisch, mit Zitrus, Mandel und Kräutern, hervorragend alterungsfähig.

Besonderheit: Recioto di Soave DOCG – ein süßer Weißwein aus getrockneten Trauben, seidig und komplex.

Prosecco DOC & Conegliano Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG

Die Hügellandschaft zwischen Conegliano und Valdobbiadene im Norden der Region ist die Heimat des Premium-Prosecco. Die steilsten Lagen ("Rive") und die spektakuläre Cartizze-Zone liefern die feinsten, elegantesten Prosecco-Schaumweine – deutlich komplexer als die Massenweine aus der Ebene.

Stile: Spumante (vollschäumend), Frizzante (perlend), Tranquillo (still, selten) Geschmack: Trocken (Brut) bis halbtrocken (Extra Dry, trotz des Namens)

Bardolino DOC

Am südöstlichen Ufer des Gardasees, aus ähnlichen Sorten wie Valpolicella, aber leichter, frischer und fruchtiger. Perfekt als Terrassenwein im Sommer, oft jung getrunken.

Besonderheit: Bardolino Chiaretto – ein roséfarbener Wein, erfrischend und delikat.

Lugana DOC

Am Südufer des Gardasees, technisch zwischen Veneto und Lombardei geteilt. Weißweine aus Turbiana (eine lokale Trebbiano-Variante) – vollmundig, mit Zitrus, Pfirsich und einer salzigen Mineralität. Perfekt zu Fisch vom See.

Valpantena

Ein kleineres Seitental der Valpolicella, weniger bekannt, aber mit ähnlichen Stilen – teils sehr hochwertig.

Weinstile & Besonderheiten

Das Veneto ist berühmt für seine Stilvielfalt:

  1. Appassimento-Weine: Die Appassimento-Methode (Trocknung der Trauben) ist eine venezianische Spezialität. Amarone und Recioto sind die bekanntesten, aber die Technik wird zunehmend auch in anderen Gebieten angewendet.

  2. Schaumweine: Prosecco ist der meistverkaufte Schaumwein der Welt. Die Charmat-Methode (zweite Gärung im Tank statt in der Flasche) ermöglicht fruchtige, zugängliche Schaumweine zu moderaten Preisen.

  3. Alltagsweine mit Tiefgang: Valpolicella, Bardolino, Soave – oft unterschätzt, aber in den klassischen Zonen und bei Top-Produzenten von beeindruckender Qualität und Alterungsfähigkeit.

  4. Internationale Stile: Das Veneto war eine der ersten italienischen Regionen, die erfolgreich mit Bordeaux-Sorten und barrique-ausgebauten Weinen experimentierte. Viele moderne "Super-Venetians" kombinieren lokale mit internationalen Sorten.

Geschichte

Die Weinbautradition des Veneto reicht bis zu den Etruskern und Römern zurück. Die Römer schätzten besonders die süßen Weine aus getrockneten Trauben ("Recioto"), Vorläufer des heutigen Amarone.

Im Mittelalter blühte der Weinbau unter venezianischer Herrschaft – die Republik Venedig kontrollierte den Handel im östlichen Mittelmeerraum und exportierte Weine in alle Welt.

Die Renaissance brachte weitere Verfeinerung. Der Prosecco wurde erstmals im 16. Jahrhundert erwähnt, Soave und Valpolicella etablierten sich als eigenständige Weintypen.

Das 20. Jahrhundert war geprägt von Industrialisierung und Massenproduktion, die dem Ruf der Region schadete. Doch seit den 1980er Jahren erlebt das Veneto eine Qualitätsrevolution: Fokus auf niedrigere Erträge, bessere Kellertechnik und Wiederentdeckung traditioneller Methoden wie Appassimento.

Heute ist das Veneto eine der dynamischsten und innovativsten Weinregionen Italiens – mit tiefen Wurzeln in der Tradition, aber offenem Blick für Neues.

Wein & Kulinarik

Die venezianische Küche ist vielfältig wie die Weine:

Zu Amarone: Brasato al Amarone (Rinderbraten im Amarone geschmort), Ossobuco, gereifter Parmigiano oder Monte Veronese

Zu Valpolicella: Polenta mit Pilzen, Risotto all'Amarone, Pasta mit Ragù

Zu Soave: Baccalà alla Vicentina (Stockfisch), Risotto mit Spargel, gebratene Fische aus der Lagune

Zu Prosecco: Aperitivo mit Cicchetti (venezianische Tapas), leichte Vorspeisen, Meeresfrüchte

Zu Bardolino: Gegrillter Fisch vom Gardasee, Pizza, Pasta al Pomodoro

Produzenten-Highlights

Einige Namen, die man kennen sollte (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

Amarone/Valpolicella: Quintarelli (Legende), Dal Forno Romano (Opulent), Allegrini, Masi, Tedeschi, Tommasi, Zenato, Romano Dal Forno

Soave: Pieropan, Gini, Inama, Coffele, Suavia

Prosecco: Bisol, Nino Franco, Ruggeri, Col Vetoraz, Sorelle Bronca

Lugana: Ca' dei Frati, Ottella, Zenato

Fazit

Das Veneto ist eine der faszinierendsten Weinregionen der Welt – eine perfekte Mischung aus Tradition und Innovation, Masse und Klasse. Hier entstehen einige der langlebigsten Rotweine Italiens (Amarone), der beliebteste Schaumwein der Welt (Prosecco) und unterschätzte Weißweine von enormer Eleganz (Soave).

Wer das Veneto verstehen will, muss seine Weine verstehen – und wer die Weine versteht, wird Italiens Weinvielfalt in ihrer ganzen Pracht erleben.

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