Negroamaro
Entdecke Negroamaro, die kraftvolle Rotweinrebsorte aus Apulien. Erfahre alles über Geschmack, typische Aromen und perfekte Food Pairings.
- Säure
- niedrige Säure
- Süße
- trocken
- Körper
- vollmundiger Körper
- Tannine
- kräftige Tannine
- Alkohol
- 13-14.5 % Alk.
Typische Aromen
Schwarzkirsche
Schwarze Pflaume
Lakritze
Getrocknete Kräuter
Schwarzer Pfeffer
Negroamaro Charakteristik: niedrige Säure, trocken,vollmundiger Körper, kräftige Tannine, Alkoholgehalt 13-14.5%. Typische Aromen: black-cherry, black-plum, licorice, dried-herbs, black-pepper.
Negroamaro – Apuliens kraftvoller Stolz
Negroamaro ist die Seele Apuliens in Flaschenform: dunkel, kraftvoll und von mediterraner Wärme durchdrungen. Diese autochthone Rebsorte aus dem sonnenverwöhnten Süden Italiens bringt Weine mit intensiver Frucht, würziger Komplexität und samtigen Tanninen hervor. Der Name verrät schon viel – "negro" steht für schwarz, "amaro" für bitter – doch moderne Negroamaro-Weine überraschen mit runder Fülle statt herber Strenge.
Auf einen Blick
- Herkunft: Apulien (Süditalien), besonders Salento-Halbinsel
- Geschmack: Dunkle Kirschen, Pflaumen, Lakritze und mediterrane Kräuter
- Körper: Vollmundig und kraftvoll mit samtiger Textur
- Tannine: Kräftig aber reif, besonders bei guter Vinifikation
- Ideale Trinktemperatur: 16-18°C
- Lagerpotenzial: Einfache Weine 2-4 Jahre, hochwertige Selektionen 8-15 Jahre
Geschmacksprofil & Charakteristik
Negroamaro präsentiert sich als charakterstarker Rotwein mit einer faszinierenden Aromenpalette. Im Glas begegnet dir eine tiefe, fast undurchdringliche rubinrote bis violette Farbe. Die Nase wird dominiert von reifen schwarzen Kirschen und saftigen dunklen Pflaumen, begleitet von einem Hauch Lakritze und getrockneten mediterranen Kräutern.
Am Gaumen zeigt sich die Rebsorte von ihrer besten Seite: vollmundig, aber nie schwerfällig. Die Fruchtintensität wird von würzigen Noten getragen – schwarzer Pfeffer, etwas Tabak und erdige Nuancen sorgen für Komplexität. Die Tannine sind präsent und geben dem Wein Struktur, werden aber durch die Fruchtfülle wunderbar eingebunden. Der moderate Säuregehalt macht den Wein zugänglich und trinkfreudig.
Je nach Ausbau und Terroir kann sich das Profil deutlich unterscheiden: Negroamaro aus küstennahen Lagen zeigt oft eine salzige Mineralität und frischere Frucht, während Weine aus dem Hinterland konzentrierter, würziger und erdiger ausfallen. Moderne Vinifikation mit kontrollierter Gärung und selektivem Barrique-Ausbau bringt elegantere Versionen mit seidigen Tanninen und subtileren Holznoten hervor.
Mit zunehmendem Alter entwickelt Negroamaro zusätzliche Komplexität: Die frische Frucht weicht Noten von Dörrpflaumen, Leder und balsamischen Anklängen. Die Tannine werden geschmeidiger, die Struktur harmonischer. Hochwertige Weine können durchaus ein Jahrzehnt und länger reifen und dabei immer vielschichtiger werden.
Herkunft & Geschichte
Negroamaro ist tief in der apulischen Weinkultur verwurzelt. Die Rebsorte stammt höchstwahrscheinlich von der Salento-Halbinsel im äußersten Südosten Italiens – jenem Absatz des italienischen Stiefels, der zwischen Adria und Ionischem Meer liegt. Der Ursprung verliert sich im Nebel der Geschichte, doch Ampelographen vermuten eine jahrtausendealte Präsenz in dieser Region.
Die Etymologie des Namens ist Gegenstand lebhafter Diskussionen: Während "negro" klar auf die dunkle Farbe der Trauben verweist, könnte "amaro" nicht nur "bitter" bedeuten, sondern möglicherweise vom griechischen "mavro" (schwarz) abstammen – was die Bezeichnung zu "schwarzschwarz" machen würde. Eine dritte Theorie sieht den Ursprung im Namen der Stadt Monemvasia, was auf griechische Handelswurzeln hindeuten könnte.
Historisch wurde Negroamaro oft als Massenträger kultiviert und für kräftige, alkoholreiche Verschnittweine verwendet, die den dünneren Weinen Nordeuropas Körper verliehen. Erst seit den 1990er Jahren entdeckten innovative Winzer das wahre Qualitätspotenzial der Sorte und begannen, reinsortige Weine mit Terroir-Charakter zu vinifizieren.
Heute ist Negroamaro mit über 25.000 Hektar Anbaufläche eine der wichtigsten Rotweinsorten Süditaliens. Die Hauptanbaugebiete liegen nach wie vor in Apulien, insbesondere in den DOC-Zonen Salice Salentino, Copertino, Squinzano und Brindisi. Kleinere Bestände finden sich auch in Kampanien und auf Sizilien.
Anbau & Terroir
Negroamaro ist perfekt an das mediterrane Klima Süditaliens angepasst. Die Rebsorte liebt Wärme und Sonne – in Apulien bekommt sie davon reichlich. Mit über 2.500 Sonnenstunden pro Jahr und milden Wintern bietet die Region ideale Bedingungen. Die kühlenden Brisen vom Meer regulieren die Temperaturen während der Reifezeit und verhindern Hitzestress, was der Qualität zugute kommt.
Die Böden der Salento-Halbinsel sind überwiegend kalkhaltig mit rötlicher Terra Rossa – eisenhaltige Lehmböden auf Kalksteinuntergrund. Diese durchlässigen Böden zwingen die Reben, tiefe Wurzeln zu bilden, was zu konzentrierten Trauben mit ausgeprägter Aromatik führt. In Küstennähe finden sich auch sandige Böden, die frischere, mineralischere Weine hervorbringen.
Negroamaro ist eine spätreifende Sorte, die erst im späten September oder Anfang Oktober geerntet wird. Die Trauben entwickeln dabei hohe Zuckergrade, was zu den charakteristischen Alkoholwerten von 13,5 bis 14,5 Prozent führt. Die dicke Schale der Beeren ist reich an Farbstoffen und Tanninen – bei zu später Ernte kann die Sorte aber auch übermäßig herb werden, weshalb der richtige Lesezeitpunkt entscheidend ist.
Die wichtigsten Weinregionen für Negroamaro sind:
- Salice Salentino DOC: Die bekannteste Appellation, die sowohl reinsortige als auch Cuvées mit Malvasia Nera hervorbringt. Die Weine sind kraftvoll und langlebig.
- Copertino DOC: Hier entstehen elegantere Versionen mit feiner Würze und guter Struktur.
- Squinzano DOC: Traditionelle Zone mit erdigen, tanninreichen Weinen.
- Salento IGT: Diese flexiblere Herkunftsbezeichnung ermöglicht experimentierfreudigeren Winzern moderne Interpretationen mit internationalem Appeal.
Weinstile & Varianten
Negroamaro zeigt sich in verschiedenen Facetten, je nachdem wie der Winzer mit der Rebsorte arbeitet:
Klassischer Stil: Traditionell ausgebaute Negroamaro-Weine reifen in großen Holzfässern oder Zementbottichen. Sie präsentieren sich mit kräftiger Struktur, erdigen Noten und rustikalem Charme. Diese Weine brauchen oft etwas Luft oder Dekantieren, um ihre Qualitäten zu zeigen.
Moderner Stil: Viele zeitgenössische Produzenten setzen auf kontrollierte Gärtemperaturen, Auslese am Stock und selektiven Barrique-Ausbau. Das Ergebnis sind Weine mit polierteren Tanninen, konzentrierterer Frucht und subtilen Vanille- oder Röstnoten. Diese Version ist international erfolgreicher und zugänglicher.
Rosato: Negroamaro eignet sich hervorragend für Roséweine (in Italien "Rosato" genannt). Der Salento-Rosato ist kräftig rosa gefärbt, zeigt intensive Erdbeerfrucht mit würziger Komplexität und genügend Körper, um auch zu herzhafteren Speisen zu passen. Ein idealer Sommerwein mit Substanz.
Cuvée-Partner: Häufig wird Negroamaro mit Malvasia Nera verschnitten, was dem Wein florale Noten und zusätzliche Komplexität verleiht. Auch Blends mit Primitivo oder internationalen Sorten wie Cabernet Sauvignon kommen vor, wobei Negroamaro meist die Basis bildet und Struktur beisteuert.
Typische Aromen
Primäraromen (aus der Traube)
Schwarzkirsche: Das Leitmotiv von Negroamaro – reife, saftige schwarze Kirschen mit leicht herber Note, manchmal an Amarenakirschen erinnernd. In kühleren Lagen auch heller, an Sauerkirschen erinnernd.
Dunkle Pflaume: Vollreife schwarze Pflaumen, manchmal mit einem Hauch von Dörrpflaume, besonders bei Trauben aus heißen Jahrgängen oder konzentrierten Weinbergslagen.
Lakritze: Eine charakteristische Würze, die zwischen süßer Lakritze und Anis changiert. Diese Note ist besonders ausgeprägt bei Weinen aus kalkreicheren Böden.
Getrocknete Kräuter: Mediterrane Macchia-Vegetation zeigt sich im Glas – Thymian, Oregano, manchmal auch ein Hauch von getrocknetem Rosmarin. Diese Noten werden durch das sonnige Klima und aromatische Umgebung der Weinberge geprägt.
Schwarzer Pfeffer: Eine pfeffrige Würzigkeit, die dem Wein Lebendigkeit verleiht. In kühleren Jahren ausgeprägter, in sehr heißen Jahren eher zurückhaltend.
Erdige Noten: Ein Hauch von feuchter Erde, manchmal Pilze oder Waldboden – besonders bei Weinen aus Terra Rossa-Böden deutlich wahrnehmbar.
Sekundäraromen (durch Weinbereitung)
Vanille & Toast: Bei Ausbau in neuen Barriques entwickeln sich dezente Vanillenoten und geröstete Aromen. Moderne Winzer setzen dies sparsam ein, um die Frucht nicht zu überdecken.
Schokolade & Kakao: Durch malolaktische Gärung und Kontakt mit dem Holz entstehen zart bittere Schokoladennoten, die die Lakritze-Würze wunderbar ergänzen.
Gewürznelke & Zimt: Weihnachtliche Gewürznoten können sich durch den Ausbau entwickeln, besonders bei längerer Fasslagerung.
Tertiäraromen (durch Reifung)
Tabak & Leder: Mit zunehmender Flaschenreifung entwickeln hochwertige Negroamaro-Weine noble Tertiäraromen von trockenem Tabak und feinem Leder – Zeichen für gelungene Alterung.
Balsamische Noten: Ältere Weine zeigen manchmal Anklänge an Balsamico oder eingelegte Früchte, was zusätzliche Komplexität bringt.
Getrocknete Feigen: Die Frucht wird mit den Jahren konzentrierter und erinnert an getrocknete mediterrane Früchte.
Lagerfähigkeit
Negroamaro ist durchaus lagerfähig, wenn auch nicht auf dem Niveau von Barolo oder Brunello. Einfache Weine sind für den zeitnahen Konsum binnen 2-4 Jahren gedacht. Hochwertige Selektionen mit dichter Struktur können problemlos 8-12 Jahre reifen, Spitzengewächse sogar 15 Jahre und länger. Die Lagerfähigkeit hängt stark von Jahrgang, Vinifikation und Lagerung ab – achte auf kühle, dunkle Bedingungen.
Food Pairing
Perfekte Kombinationen
Orecchiette mit Braciole: Die apulische Traditionsküche ist wie geschaffen für Negroamaro. Orecchiette-Pasta mit kleinen Rinderrouladen in Tomatensugo harmoniert perfekt mit der Frucht und den Tanninen des Weins. Die Würze des Weins ergänzt die Kräuter im Sugo, während die Säure mit der Tomate spielt.
Lammbraten mit mediterranen Kräutern: Ein Klassiker aus gutem Grund. Die kräftigen Tannine und die Struktur von Negroamaro sind ideal für zartes Lammfleisch. Rosmarin, Thymian und Knoblauch in der Kruste finden direkte Entsprechungen im Aromaprofil des Weins.
Gegrilltes Gemüse mit Burrata: Wer es vegetarisch mag, sollte einen modernen, eleganten Negroamaro zu gegrillten Auberginen, Paprika und Zucchini mit cremiger Burrata probieren. Die rauchigen Röstaromen des Gemüses passen zur erdigen Seite des Weins, die Burrata mildert die Tannine.
Reifen Käse – Pecorino Sardo oder gereifter Provolone: Die Salzigkeit und Umami-Noten gereifter Schafskäse sind eine wunderbare Ergänzung zu einem gut gereiften Negroamaro. Das Fett im Käse macht die Tannine geschmeidig, während die Komplexität beider Produkte sich gegenseitig hebt.
Bresaola mit Rucola und Parmesan: Als leichtere Option funktioniert luftgetrocknetes Rindfleisch hervorragend, besonders zu einem frischeren, jüngeren Negroamaro. Die pfeffrige Note des Rucola findet im Wein ein Echo, der Parmesan bindet die Gerbstoffe.
Negroamaro ist ein unkomplizierter Essensbegleiter, der besonders gut zu herzhaften, würzigen Gerichten der mediterranen Küche passt. Seine moderate Säure macht ihn auch zu Tomatengerichten kompatibel – ein nicht zu unterschätzender Vorteil bei der italienischen Küche!