Rebsorten

Schwarzriesling

4. Dezember 2025
rotweindeutschlandfruchtigchampagner

Schwarzriesling (Pinot Meunier) bietet fruchtige Rotweine mit weichen Tanninen und ist die heimliche Champagner-Traube. Alles über Geschmack & Herkunft.

Säure
hohe Säure
Süße
trocken
Körper
mittlerer Körper
Tannine
wenig Tannine
Alkohol
12-13.5 % Alk.

Typische Aromen

  • Roter ApfelRoter Apfel
  • ErdbeereErdbeere
  • Rote KirscheRote Kirsche
  • RosenblattRosenblatt
  • bread-doughbread dough

Schwarzriesling Charakteristik: hohe Säure, trocken,mittlerer Körper, wenig Tannine, Alkoholgehalt 12-13.5%. Typische Aromen: red-apple, strawberry, red-cherry, rose-petal, bread-dough.

Schwarzriesling: Die unterschätzte Traube mit großem Charme

Schwarzriesling ist eine dieser Rebsorten, die oft im Schatten ihrer berühmten Verwandten steht – dabei hat sie absolut das Zeug zum Star. In Deutschland kennt man sie als Schwarzriesling oder Müllerrebe, in Frankreich als Pinot Meunier, und in der Champagne ist sie eine der drei großen Champagner-Trauben. Diese vielseitige Rebsorte liefert zugängliche, fruchtige Rotweine mit charmanter Leichtigkeit und spielt eine entscheidende Rolle in der Welt der Schaumweine. Mit ihren weichen Tanninen und ihrer frühen Trinkfreude ist Schwarzriesling die perfekte Wahl für alle, die unkomplizierte, aber charaktervolle Weine suchen.

Auf einen Blick

  • Identität: Mutation des Pinot Noir mit pelzigen Blättern (daher "Meunier" = Müller)
  • Hauptanbaugebiete: Champagne (Frankreich), Württemberg (Deutschland), Victoria (Australien)
  • Stil: Fruchtige Rotweine mit weichen Tanninen und lebendiger Säure
  • Champagner-Rolle: Liefert etwa 30-40% der Trauben für Champagner und bringt Fruchtigkeit und Rundung
  • Persönlichkeit: Zugänglich, fruchtig, weniger komplex als Pinot Noir, aber mit eigenem Charme
  • Reifepotenzial: Jung am besten, aber hochwertige Champagner können Jahrzehnte lagern

Geschmacksprofil & Charakteristik

Schwarzriesling zeigt sich von seiner freundlichsten Seite: Die Weine sind zugänglich, fruchtig und erfreulich unkompliziert. Im Glas präsentiert sich typischerweise ein mittleres Rubinrot, oft mit einem leicht orangen Schimmer bei jüngeren Weinen. Am Gaumen dominieren rote Fruchtaromen – saftige rote Äpfel, frische Erdbeeren und reife Kirschen tanzen hier ein harmonisches Duett. Die Säure ist deutlich präsent, aber nie aggressiv, und verleiht dem Wein eine erfrischende Lebendigkeit.

Was Schwarzriesling besonders auszeichnet, sind die weichen, seidigen Tannine. Im Vergleich zu seinem berühmten Verwandten Pinot Noir zeigt sich Schwarzriesling deutlich sanfter und weniger strukturiert. Das macht die Weine früh zugänglich und zu perfekten Alltagsbegleitern. Die Textur ist dabei angenehm mittelgewichtig – nicht zu leicht, nicht zu schwer, sondern genau richtig für vielfältige Gelegenheiten.

In kühleren Klimazonen wie der Champagne oder Württemberg entwickelt Schwarzriesling eine besonders lebhafte Säure und zeigt florale Noten – zarte Rosenblüten gesellen sich zu den roten Früchten. In wärmeren Regionen werden die Fruchtaromen konzentrierter, und die Weine gewinnen an Körper, bleiben aber trotzdem charakteristisch weich und zugänglich.

Mit dem Alter entwickeln Schwarzriesling-Weine einen weicheren, runderen Charakter. Die frischen Fruchtaromen wandeln sich langsam in Noten von getrockneten Früchten, während eine dezente Würzigkeit hinzukommt. Anders als Pinot Noir ist Schwarzriesling jedoch nicht für lange Lagerung gemacht – die meisten Weine zeigen sich in den ersten 2-4 Jahren nach der Ernte von ihrer besten Seite.

Herkunft & Geschichte

Schwarzriesling ist eine natürliche Mutation des Pinot Noir, die vermutlich im 16. oder 17. Jahrhundert in Frankreich entstanden ist. Der französische Name "Pinot Meunier" bedeutet übersetzt "Müllers Pinot" und bezieht sich auf die weiß-pelzige Unterseite der jungen Blätter, die aussieht, als wären sie mit Mehl bestäubt – ein charakteristisches Erkennungsmerkmal dieser Rebsorte.

Die Heimat des Schwarzrieslings ist die Champagne, wo die Sorte besonders im Vallée de la Marne dominiert. Hier schätzt man seit Jahrhunderten ihre Fähigkeit, auch in kühleren Jahren zuverlässige Erträge zu liefern und früher auszutreiben als Pinot Noir. Diese Robustheit machte Schwarzriesling zur wichtigsten Traube vieler Champagner-Winzer, auch wenn sie in der öffentlichen Wahrnehmung oft im Schatten von Chardonnay und Pinot Noir stand.

Nach Deutschland kam die Rebsorte wahrscheinlich im 19. Jahrhundert, wo sie besonders in Württemberg ihre zweite Heimat fand. Hier wird sie traditionell als Schwarzriesling bezeichnet, obwohl sie botanisch nichts mit dem Riesling zu tun hat. In Württemberg entwickelte sich eine eigenständige Tradition des Schwarzriesling-Anbaus für Rotwein, während die Traube in der Champagne hauptsächlich für Schaumwein verwendet wird.

Heute ist Schwarzriesling weltweit auf etwa 11.000 Hektar zu finden, wobei die Champagne mit rund 10.000 Hektar klar dominiert. Kleinere, aber bedeutende Anbauflächen gibt es in Deutschland (etwa 2.500 Hektar, vor allem in Württemberg), Australien und vereinzelt in anderen Weinbauländern.

Anbau & Terroir

Schwarzriesling zeigt sich als robuste und anpassungsfähige Rebsorte, die mit kühleren Klimazonen besonders gut zurechtkommt. Sie treibt früher aus als Pinot Noir, was in frostgefährdeten Lagen ein Risiko darstellen kann, reift aber gleichzeitig auch früher und kann so oft ungünstigen Herbstwetterbedingungen zuvorkommen. Diese Kombination aus frühem Austrieb und früher Reife macht sie ideal für Regionen mit kurzen Vegetationsperioden.

Die Rebsorte bevorzugt kalkhaltige Böden, wie sie in der Champagne typisch sind. Auch in Württemberg gedeiht Schwarzriesling auf Muschelkalk und Keupermergel besonders gut. Wichtig ist eine gute Wasserversorgung, da die Reben bei Trockenstress schnell leiden und die Qualität der Trauben nachlassen kann. Gleichzeitig sollten Staunässe und zu schwere Böden vermieden werden.

In der Champagne konzentriert sich der Anbau auf das Vallée de la Marne, wo die Rebsorte etwa die Hälfte der Rebfläche einnimmt. Die kühleren Temperaturen und die kreidehaltigen Böden dieser Region liefern ideale Bedingungen für Schwarzriesling als Champagner-Traube. Die hohe Säure und die moderaten Alkoholgrade sind perfekt für die Schaumweinproduktion.

In Württemberg findet man Schwarzriesling vor allem in geschützten Lagen des Neckartals und seiner Nebentäler. Hier profitiert die Rebsorte vom milderen Klima und den mineralischen Böden. Die deutschen Winzer schätzen die Sorte für ihre Zuverlässigkeit und die Fähigkeit, auch in schwierigeren Jahren ansprechende Weine zu liefern.

International gewinnt Schwarzriesling langsam an Bedeutung, besonders in kühleren Regionen Australiens wie dem Yarra Valley oder in Teilen Kaliforniens, wo Winzer nach Alternativen zum anspruchsvolleren Pinot Noir suchen.

Weinstile & Varianten

Als Rotwein wird Schwarzriesling typischerweise im klassischen Verfahren ausgebaut. In Württemberg entstehen meist fruchtige, zugängliche Rotweine, die jung getrunken werden. Die Vergärung erfolgt oft in Edelstahltanks oder gebrauchten Holzfässern, um den fruchtigen Charakter zu bewahren. Einige ambitionierte Winzer experimentieren auch mit Barrique-Ausbau, was den Weinen zusätzliche Komplexität und eine cremigere Textur verleiht – allerdings muss man aufpassen, dass das Holz die zarten Fruchtaromen nicht überdeckt.

Die Rosé-Variante ist ebenfalls beliebt, besonders in Deutschland. Schwarzriesling-Rosé (oft als Weißherbst bezeichnet, wenn ausschließlich diese Sorte verwendet wird) zeigt charmante Erdbeernoten und eine erfrischende Säure. Diese Weine sind perfekte Sommerbegleiter und werden meist ohne Holzkontakt ausgebaut, um ihre Frische zu bewahren.

In der Champagne spielt Schwarzriesling seine eigentliche Stärke aus: Als Bestandteil von Champagner bringt die Sorte Fruchtigkeit, Rundung und frühe Zugänglichkeit in die Cuvée. Viele der großen Champagner-Häuser verwenden 30-40% Schwarzriesling in ihren Blends, besonders in den Non-Vintage-Champagnern. Die Traube liefert die weichen, fruchtigen Noten, die als Gegengewicht zur Struktur des Pinot Noir und zur Eleganz des Chardonnay dienen.

Sortenreine Schwarzriesling-Champagner (oft als "Blanc de Noirs" bezeichnet, wenn nur schwarze Trauben verwendet werden) sind seltener, gewinnen aber an Popularität. Diese Champagner zeigen die fruchtbetonte Seite der Rebsorte besonders deutlich und sind oft zugänglicher als Pinot Noir-dominierte Champagner.

Als Cuvée-Partner harmoniert Schwarzriesling hervorragend mit Pinot Noir und Chardonnay im klassischen Champagner-Blend. In Deutschland wird die Sorte manchmal auch mit Spätburgunder oder Lemberger verschnitten, was interessante, komplexere Rotweine ergibt.

Typische Aromen

Primäraromen (aus der Traube):

Rote Äpfel sind das Herzstück des Schwarzriesling-Aromas – saftig, frisch und mit einer leichten Säure, die an knackige Elstar-Äpfel erinnert. In kühleren Regionen wie der Champagne sind diese Apfelnoten besonders ausgeprägt und verleihen den Weinen ihre charakteristische Frische.

Erdbeeren zeigen sich in ihrer besten Form: von frischen, leicht grünen Walderdbeeren in kühlen Jahren bis zu reiferen, süßeren Erdbeernoten in wärmeren Klimazonen. Diese Erdbeerfrucht ist weniger konzentriert als bei Pinot Noir, aber dafür umso charmanter und zugänglicher.

Rote Kirschen runden das Fruchtspektrum ab – hell, saftig und mit einer angenehmen Frische. Diese Kirscharomen sind typischerweise weniger dunkel und konzentriert als bei Pinot Noir, was dem Schwarzriesling seinen leichteren, zugänglicheren Charakter verleiht.

Rosenblüten sind das florale Element, das besonders in hochwertigen Schwarzriesling-Weinen durchscheint. Diese dezenten Blütennoten verleihen den Weinen eine zusätzliche aromatische Dimension und sorgen für Eleganz.

Sekundäraromen (durch Weinbereitung):

Brotteig-Noten entwickeln sich besonders bei der traditionellen Flaschengärung im Champagner. Diese hefigen, leicht nussigen Aromen entstehen durch die Autolyse während der Reifung auf der Hefe und verleihen Schwarzriesling-Champagnern ihre cremige, komplexe Seite.

Bei Barrique-Ausbau können dezente Vanillenoten hinzukommen, die sich harmonisch mit den roten Früchten verbinden, ohne diese zu überdecken. Wichtig ist hier ein sensibles Vorgehen, da Schwarzriesling weniger Struktur als Pinot Noir besitzt.

Tertiäraromen (durch Reifung):

Schwarzriesling ist grundsätzlich keine Rebsorte für lange Lagerung. Die meisten Rotweine sollten innerhalb von 2-4 Jahren getrunken werden, solange die frischen Fruchtaromen noch lebendig sind. Mit zunehmendem Alter entwickeln die Weine weichere, rundere Fruchtaromen – die frischen Erdbeeren wandeln sich in Kompottfrüchte, die Kirschen werden süßer und samtiger.

Bei hochwertigen Champagnern sieht die Sache anders aus: Hier kann Schwarzriesling durchaus zu längerer Lagerung beitragen. Vintage-Champagner mit signifikantem Schwarzriesling-Anteil können über Jahrzehnte reifen und entwickeln dabei Aromen von gerösteten Nüssen, Honig und eine zunehmende Komplexität. Die Autolyse-Noten werden tiefer und reicher, während die Frucht eleganter und integrierter wird.

Food Pairing

Perfekte Kombinationen:

Gebratenes Hähnchen mit Kräuterbutter ist der Klassiker zu Schwarzriesling-Rotwein. Die weichen Tannine und die fruchtige Säure harmonieren perfekt mit dem zarten Geflügelfleisch, während die roten Fruchtaromen eine schöne Brücke zu den Kräutern schlagen. Besonders gut funktioniert diese Kombination, wenn das Hähnchen leicht kross gebraten ist – die Röstaromen ergänzen die Fruchtigkeit des Weins wunderbar.

Pilzrisotto oder Pilzragout sind ideale Partner für Schwarzriesling, besonders für die etwas kräftigeren Württemberger Varianten. Die erdigen Pilznoten und die cremige Textur des Risottos greifen die weiche Struktur des Weins auf, während die Säure des Weins die Schwere der Butter oder des Parmesan ausgleicht. Champignons, Steinpilze oder Pfifferlinge passen hier gleichermaßen gut.

Lachs oder Saibling – ob gegrillt, gebraten oder pochiert – sind exzellente Begleiter zu Schwarzriesling-Rosé oder leichteren Rotweinen. Die Kombination aus dem öligen Fisch und der lebendigen Säure des Weins ist ein Traum, während die fruchtigen Noten des Weins die natürliche Süße des Fisches unterstreichen. Ein Hauch von Dill oder Zitrone im Gericht verstärkt diese Harmonie noch.

Frische Erdbeeren mit Schlagsahne oder Erdbeer-Desserts sind eine wunderbare Paarung zu Schwarzriesling-Champagner oder einem leichten Rosé. Die Erdbeeraromen im Wein spiegeln sich im Dessert wider, und die prickelnde Säure des Champagners schneidet durch die Süße und Cremigkeit perfekt durch. Diese Kombination zeigt, wie vielseitig Schwarzriesling sein kann – vom herzhaften Hauptgang bis zum süßen Abschluss.


Schwarzriesling ist die perfekte Rebsorte für alle, die unkomplizierte, aber charaktervolle Weine suchen. Ob als fruchtiger Rotwein aus Württemberg, erfrischender Rosé für den Sommer oder als wichtiger Bestandteil großer Champagner – diese unterschätzte Traube hat definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient. Probiere sie aus und entdecke ihren charmanten, zugänglichen Charakter selbst!

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