Wein-Glossar

Flaschengärung

9. Dezember 2025
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Die Flaschengärung (Méthode Champenoise) ist das Qualitätsverfahren für Champagner und Sekt. Erfahre, wie dieser aufwendige Prozess funktioniert und was ihn so besonders macht.

Was ist Flaschengärung?

Flaschengärung (auch "Méthode Champenoise" oder "Méthode Traditionnelle" genannt) ist das traditionelle und hochwertigste Verfahren zur Herstellung von Schaumwein. Dabei findet die zweite Gärung, die die Kohlensäure erzeugt, direkt in der Flasche statt – im Gegensatz zu einfacheren Methoden, bei denen die Gärung im Tank erfolgt. Dieses aufwendige Verfahren ist Pflicht für Champagner und wird auch für hochwertigen Sekt, Cava, Franciacorta und andere Premium-Schaumweine verwendet.

Wie funktioniert die Flaschengärung?

Der Prozess ist aufwendig und dauert Monate bis Jahre:

1. Grundwein-Herstellung

Zunächst wird ein trockener, säurereicher Stillwein (Grundwein) hergestellt. Dieser hat meist 10-11% Alkohol – absichtlich weniger als ein normaler Wein, da die zweite Gärung noch etwa 1-1,5% Alkohol hinzufügen wird.

2. Assemblage (Cuvée)

Die Grundweine aus verschiedenen Rebsorten, Lagen und oft auch Jahrgängen werden zu einer Cuvée verschnitten. Dies ist bei Non-Vintage Champagner besonders wichtig, um einen konsistenten Hausstil zu schaffen.

3. Tirage (Füllung)

Der Grundwein wird mit einer genau dosierten Mischung aus Zucker und Hefe (Liqueur de tirage) in dickwandige Flaschen gefüllt und mit einem Kronkorken verschlossen. Die Zuckermenge bestimmt den späteren Druck in der Flasche (ca. 24g/L für 6 bar Druck).

4. Zweite Gärung

Die Hefe vergärt den zugesetzten Zucker zu Alkohol und Kohlensäure. Da die Flasche verschlossen ist, kann die Kohlensäure nicht entweichen und löst sich im Wein – so entstehen die feinen Perlen. Diese Gärung dauert mehrere Wochen bis Monate.

5. Reifung auf der Hefe (sur lies)

Nach der Gärung bleibt der Wein monatelang oder jahrelang auf der abgestorbenen Hefe in der Flasche liegen. Während dieser Zeit findet die Autolyse statt – der Abbau der Hefezellen, der dem Champagner seine charakteristischen Brotteig-, Brioche- und Nussaromen verleiht.

Gesetzliche Mindestlagerung:

  • Champagner Non-Vintage: mind. 15 Monate
  • Champagner Vintage: mind. 3 Jahre
  • Viele Prestige-Cuvées: 5-10 Jahre oder länger

6. Rütteln (Remuage)

Die abgestorbene Hefe hat sich als Depot in der Flasche abgesetzt. Um sie zu entfernen, werden die Flaschen in spezielle Rüttelpulte (Pupitres) gesteckt und über Wochen hinweg täglich leicht gedreht und schrittweise kopfüber gestellt. Die Hefe wandert so langsam in den Flaschenhals. Heute übernehmen oft Rüttelmaschinen (Gyropalettes) diese Arbeit in wenigen Tagen.

7. Degorgieren (Dégorgement)

Der Flaschenhals wird in eine Kältelösung getaucht (-25°C), sodass das Hefedepot als Eispfropfen gefriert. Beim Öffnen der Flasche wird dieser Pfropfen durch den Innendruck herausgeschleudert – die Flasche ist jetzt klar, aber etwas Wein ging verloren.

8. Dosage

Die verlorene Menge wird mit der Dosage aufgefüllt – einer Mischung aus Wein und eventuell etwas Zucker (Liqueur d'expédition). Die Dosage bestimmt die endgültige Geschmacksrichtung:

  • Brut Nature / Zero Dosage: 0-3 g/L Zucker
  • Extra Brut: 0-6 g/L
  • Brut: bis 12 g/L (am häufigsten)
  • Extra Dry: 12-17 g/L
  • Sec: 17-32 g/L
  • Demi-Sec: 32-50 g/L
  • Doux: über 50 g/L

9. Verschluss und Lagerung

Die Flasche wird mit dem endgültigen Korken verschlossen, mit Drahtbügel (Agraffe) gesichert und ruht noch einige Monate, damit sich die Dosage integriert.

Flaschengärung vs. Tank-Methode

Flaschengärung (Méthode Traditionnelle):

  • Zweite Gärung in der Flasche
  • Lange Hefelagerung möglich
  • Komplexe Autolyse-Aromen
  • Feine, cremige Perlage
  • Aufwendig und teuer

Großraumgärung / Charmat-Methode:

  • Zweite Gärung im Drucktank
  • Kürzere Produktionszeit
  • Fruchtbetont, frisch
  • Gröbere Perlage
  • Günstiger (z.B. Prosecco, einfacher Sekt)

Traditionelle Flaschengärung weltweit

Der Begriff "Méthode Champenoise" ist nur in der Champagne erlaubt. Überall sonst verwendet man:

  • Méthode Traditionnelle (international)
  • Klassische Flaschengärung (Deutschland)
  • Metodo Classico (Italien, z.B. Franciacorta)
  • Méthode Cap Classique (Südafrika)

Qualitätsmerkmale

Flaschengärungs-Schaumweine erkennt man an:

  • Feiner, cremiger Perlage (kleine Bläschen, die langsam aufsteigen)
  • Komplexen Brotteig-, Brioche-, Nuss-Aromen (durch Autolyse)
  • Längerer Haltbarkeit und Alterungsfähigkeit
  • Höherem Preis (wegen des Aufwands)
  • Angabe auf dem Etikett: "Traditionelle Flaschengärung", "Méthode Traditionnelle", etc.

Der Zeitaufwand lohnt sich

Die Flaschengärung ist der Goldstandard für Schaumwein. Der immense Aufwand – von der monatelangen Hefelagerung über das Rütteln bis zum Degorgieren – zahlt sich in Form von außergewöhnlicher Qualität, Komplexität und Finesse aus. Ein guter Champagner oder Winzersekt aus traditioneller Flaschengärung ist ein Erlebnis, das mit günstigeren Tank-Methoden nicht zu erreichen ist.


Die Flaschengärung ist hohe Handwerkskunst. Jede Flasche durchläuft denselben aufwendigen Prozess, der seit Jahrhunderten verfeinert wurde – und das schmeckt man in jedem Schluck.

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