Weißherbst

Was ist Weißherbst?

Weißherbst ist die geschützte deutsche Bezeichnung für einen Qualitätswein aus einer einzigen roten Rebsorte, der nach der Roséwein-Methode hergestellt wird. Im Gegensatz zu einem einfachen Rosé, der aus verschiedenen Traubensorten verschnitten werden kann, muss ein Weißherbst sortenrein sein und stammt aus einem einzigen Anbaugebiet.

Die Bezeichnung "Weißherbst" klingt zunächst paradox – "weiß" für einen Wein aus roten Trauben? Der Name bezieht sich auf die helle, fast weißliche bis zartrosa Farbe, die durch die kurze Kontaktzeit mit den roten Traubenschalen entsteht.

Qualitätsanforderungen

Um als Weißherbst bezeichnet werden zu dürfen, muss ein Wein strenge Kriterien erfüllen:

1. Sortenreinheit: Der Wein muss zu 100% aus einer einzigen roten Rebsorte gekeltert werden
2. Qualitätsstufe: Er muss mindestens Qualitätswein-Niveau erreichen, kann aber auch als Prädikatswein (z.B. Spätlese-Weißherbst) ausgebaut werden
3. Herkunft: Die Trauben müssen aus einem einzigen bestimmten Anbaugebiet stammen
4. Rebsortenangabe: Die verwendete Rebsorte muss auf dem Etikett angegeben werden (z.B. "Spätburgunder Weißherbst")

Herstellung

Die Weinbereitung eines Weißherbs erfolgt ähnlich wie bei Roséweinen:

1. Lese: Die roten Trauben werden vollreif geerntet, oft sogar handlegelesen
2. Kurze Maischung: Die Trauben werden angequetscht und für kurze Zeit (wenige Stunden) mit den Schalen in Kontakt gelassen
3. Pressung: Anschließend wird der Most von den Schalen getrennt und wie Weißwein vergoren
4. Ausbau: Meist erfolgt der Ausbau im Edelstahltank, um die frische Fruchtigkeit zu bewahren

Die Farbintensität hängt von der Kontaktzeit mit den Schalen ab – je länger der Kontakt, desto kräftiger die Farbe. Weißherbste sind typischerweise heller als viele internationale Rosés.

Typische Rebsorten

Theoretisch kann jede rote Rebsorte zu Weißherbst verarbeitet werden. In der Praxis haben sich jedoch bestimmte Sorten etabliert:

• Spätburgunder (Pinot Noir): Der Klassiker für elegante, filigrane Weißherbste mit feiner Frucht
• Portugieser: Ergibt leichte, unkomplizierte Weißherbste für den Alltag
• Dornfelder: Liefert fruchtintensivere Weißherbste mit mehr Körper
• Lemberger: In Württemberg beliebt für kräftige, würzige Weißherbste

Geschmack & Charakter

Weißherbste zeigen typischerweise:

• Farbe: Zartrosa bis hellrot, meist heller als viele Rosés
• Aromen: Frische rote Beeren (Erdbeere, Himbeere, Kirsche), florale Noten, manchmal Zitrusfrüchte
• Gaumen: Frisch, lebendig mit moderater Säure, leicht bis mittelkräftig
• Trinkstil: Jung und frisch genießen, leicht gekühlt servieren (8-10°C)

Weißherbst vs. Rosé

Der Hauptunterschied liegt in der Sortenreinheit und Herkunft:

• Weißherbst: Muss aus einer einzigen Rebsorte sein, stammt aus einem bestimmten deutschen Anbaugebiet, unterliegt strengen Qualitätskontrollen
• Rosé: Kann aus mehreren Rebsorten verschnitten sein, weniger strenge Herkunftsregeln

Man könnte sagen: Jeder Weißherbst ist ein Rosé, aber nicht jeder Rosé ist ein Weißherbst.

Food Pairing

Die frische, fruchtige Art macht Weißherbst zu einem vielseitigen Essensbegleiter:

• Perfekt für: Leichte Sommerküche, Salate, gegrilltes Geflügel, mediterrane Gerichte, Meeresfrüchte
• Klassiker: Als Aperitif oder zu kalten Platten
• Serviertemperatur: 8-10°C

Regionale Besonderheiten

Besonders in Baden und der Pfalz hat der Weißherbst eine lange Tradition und genießt hohes Ansehen. Viele Winzer betrachten ihre Weißherbste als eigenständige Qualitätsweine und nicht als Nebenprodukt der Rotweinproduktion.

In Württemberg wird ein ähnliches Produkt als "Schillerwein" bezeichnet – dieser darf allerdings auch aus mehreren roten Sorten hergestellt werden und ist damit kein Weißherbst im eigentlichen Sinne.

Fazit

Der Weißherbst ist eine typisch deutsche Spezialität, die Roséwein-Liebhabern eine qualitativ hochwertige, sortenreine Alternative bietet. Die strengen Qualitätsanforderungen garantieren einen charaktervollen Wein, der die Eigenschaften seiner Rebsorte klar zum Ausdruck bringt – ideal für alle, die Wert auf Herkunft und Authentizität legen.