Cortese
Cortese ist die elegante Weißweintraube aus dem Piemont. Entdecke ihren frischen Charakter, typische Aromen und perfekte Food Pairings.
- Säure
- hohe Säure
- Süße
- trocken
- Körper
- leichter Körper
- Tannine
- keine Tannine
- Alkohol
- 11.5-13 % Alk.
Typische Aromen
Zitrus
Grüner Apfel
white peach
Mandel
Mineralisch
Cortese Charakteristik: hohe Säure, trocken,leichter Körper, keine Tannine, Alkoholgehalt 11.5-13%. Typische Aromen: citrus, green-apple, white-peach, almond, minerals.
Einleitung
Cortese ist die Rebsorte hinter einem der elegantesten Weißweine Norditaliens: dem Gavi. Diese alte piemontesische Traube verkörpert genau das, was viele an italienischen Weißweinen so lieben – kristallklare Frische, dezente Frucht und eine Mineralität, die an die Kalksteinhügel ihrer Heimat erinnert. Während die roten Rebsorten des Piemonts wie Nebbiolo und Barbera weltweite Berühmtheit erlangten, blieb Cortese lange ein Geheimtipp für Kenner. Doch genau diese Bescheidenheit macht ihren Charme aus.
Auf einen Blick
- Hauptanbaugebiet: Piemont (Italien), besonders um die Stadt Gavi
- Charakter: Leicht, knackig-frisch mit hoher Säure und dezenter Frucht
- Bekannte Weine: Gavi (Cortese di Gavi DOCG), Colli Tortonesi
- Aromenspektrum: Zitrusfrüchte, grüner Apfel, weiße Blüten, Mandel
- Besonderheit: Ausgeprägter mineralischer Charakter durch Kalksteinböden
- Lagerpotenzial: Meist für den jungen Genuss, hochwertige Gavi können 3-5 Jahre reifen
Geschmacksprofil & Charakteristik
Cortese ist die Antithese zum opulenten, buttrigen Chardonnay. Ihre Stärke liegt in der Zurückhaltung, in der Eleganz, in der Frische. Am Gaumen präsentiert sich ein typischer Cortese-Wein straff und lebendig, mit einer Säure, die erfrischt ohne zu dominieren. Die Fruchtaromen sind subtil – denk an frisch aufgeschnittene grüne Äpfel, einen Spritzer Zitrone, vielleicht einen Hauch von weißem Pfirsich.
Was Cortese wirklich auszeichnet, ist ihre mineralische Signatur. Die besten Weine von den Kalksteinhügeln rund um Gavi bringen eine salzige, fast kalkige Note mit, die dem Wein Struktur und Tiefe verleiht. Manche beschreiben es als den Geschmack von nassen Steinen nach einem Sommerregen – klingt ungewöhnlich, ist aber unglaublich appetitanregend.
Je nach Ausbau kann sich das Profil leicht verändern. Die meisten Cortese-Weine werden im Edelstahltank ausgebaut, um ihre Frische zu bewahren. Einige Winzer experimentieren aber auch mit Holzfässern oder einem Ausbau auf der Feinhefe, was dem Wein mehr Fülle und eine cremige Textur verleihen kann. Diese Versionen zeigen zusätzlich dezente Noten von Mandel und Brioche.
Mit dem Alter – und wir sprechen hier von 3 bis 5 Jahren bei den besten Gavi – entwickelt Cortese honigige Nuancen und eine gewisse Weichheit, während die Säure sich integriert. Die meisten Weine sind aber darauf ausgelegt, jung und frisch getrunken zu werden.
Herkunft & Geschichte
Cortese ist eine der ältesten autochthonen Rebsorten des Piemonts und wahrscheinlich schon seit Jahrhunderten in dieser Region heimisch. Der Name leitet sich vermutlich vom italienischen Wort "corto" (kurz) ab – ein Hinweis auf die kompakte Traubenform. Erste schriftliche Erwähnungen finden sich bereits im 17. Jahrhundert.
Ihre Heimat ist das südöstliche Piemont, genauer gesagt die Hügel um die kleine Stadt Gavi in der Provinz Alessandria. Hier, an der Grenze zu Ligurien, wo das Klima bereits mediterrane Einflüsse zeigt, findet Cortese ihre perfekten Bedingungen. Die Nähe zum Mittelmeer sorgt für milde Winter und warme Sommer, während die Höhenlage und die kühlenden Winde für die notwendige Frische sorgen.
Der Durchbruch kam in den 1970er Jahren, als der Gavi zum Trendsetter wurde – der perfekte weiße Begleiter zur neuen, leichteren italienischen Küche. 1998 erhielt die Region dann die höchste Qualitätsstufe DOCG (Denominazione di Origine Controllata e Garantita). Heute wird Cortese auf etwa 1.500 Hektar angebaut, fast ausschließlich im Piemont und benachbarten Lombardei.
Anbau & Terroir
Cortese ist eine spätreifende Sorte, die kühle bis gemäßigte Klimazonen bevorzugt. Sie ist relativ anspruchslos, braucht aber gut drainierte Böden und Schutz vor Frühjahrsfrost. Die Traube ist anfällig für Mehltau, weshalb sorgfältiges Laubmanagement wichtig ist.
Das Terroir von Gavi ist entscheidend für die Qualität. Die besten Lagen befinden sich auf kalkhaltigen Mergel- und Tonböden in Höhen zwischen 150 und 350 Metern. Diese Kalksteinböden sind es, die dem Wein seine charakteristische Mineralität verleihen. Die Exposition nach Süden und Südwesten sorgt für optimale Sonneneinstrahlung, während die Nähe zum Ligurischen Meer kühlende Brisen bringt.
Neben Gavi wird Cortese auch in den DOC-Gebieten Colli Tortonesi, Monferrato und Oltrepò Pavese (Lombardei) angebaut. Dort entstehen meist etwas einfachere, aber immer noch sehr trinkbare Weine. Außerhalb Italiens ist die Sorte praktisch nicht vertreten – sie bleibt ein piemontesischer Schatz.
Weinstile & Varianten
Der klassische Stil ist der Gavi oder Cortese di Gavi DOCG – ein trockener, frischer Weißwein im Edelstahltank ausgebaut. Diese Weine sind meist relativ leicht (11,5-12,5% Alkohol), haben eine knackige Säure und zeigen Noten von Zitrusfrüchten, grünem Apfel und weißen Blüten. Sie sind perfekt für den Sommer und sollten jung getrunken werden.
Dann gibt es die Riserva-Varianten, die mindestens 12 Monate reifen müssen, oft mit etwas Holzkontakt. Diese Weine haben mehr Struktur, zeigen nussige Aromen und eine cremigere Textur. Sie können 3-5 Jahre reifen und passen zu anspruchsvolleren Gerichten.
Einige innovative Winzer produzieren auch Schaumweine aus Cortese – nach traditioneller Methode oder als Prosecco-ähnlichen Frizzante. Diese Sekte sind rar, aber absolut entdeckenswert, mit ihrer feinen Perlage und zitruslastigen Aromatik.
Colli Tortonesi Cortese ist die etwas einfachere, aber oft preiswertere Alternative zum Gavi. Diese Weine kommen aus benachbarten Hügeln und bieten einen ähnlichen Stil, manchmal etwas fruchtbetonter und mit weniger Mineralität.
Cortese wird nur selten in Cuvées verwendet – ihre Stärke liegt in der Reinheit als sortenreiner Wein.
Typische Aromen
Primäraromen (aus der Traube)
Zitrusfrüchte: Frische Zitrone und Limette dominieren oft das Bouquet, besonders bei jungen Weinen. Diese Aromen verleihen dem Wein seine charakteristische Lebendigkeit.
Grüner Apfel: Ein Kernthema bei Cortese – dieser knackige, leicht säuerliche Apfelton ist fast immer präsent und verstärkt den erfrischenden Charakter.
Weißer Pfirsich: Subtiler als bei vielen anderen Weißweinen, aber da – eine dezente Steinfrucht, die Tiefe verleiht ohne zu üppig zu werden.
Weiße Blüten: Zarte florale Noten, manchmal an Akazie oder Holunderblüten erinnernd, geben dem Wein Eleganz.
Mineralität: Das Signature-Element – eine salzige, steinige Note, die direkt vom Kalksteinboden kommt und dem Wein Länge und Komplexität verleiht.
Sekundäraromen (durch Weinbereitung)
Mandel: Besonders bei Weinen mit Hefelager-Ausbau entwickelt sich eine dezente, nicht zu süße Mandelnote, die an frische Mandelhaut erinnert.
Butter & Brioche: Bei den wenigen Weinen mit Barrique-Ausbau oder malolaktischer Gärung können sich buttrige Noten und ein Hauch von Hefeteig entwickeln – immer dezent, nie dominant.
Tertiäraromen (durch Reifung)
Honig: Nach 3-4 Jahren in der Flasche entwickeln hochwertige Gavi eine feine Honigsüße, die der Säure entgegenwirkt und dem Wein Harmonie verleiht.
Nussige Töne: Mit dem Alter kommen Nuancen von gerösteten Haselnüssen hinzu, die Komplexität schaffen.
Cortese ist grundsätzlich für den frühen bis mittelfristigen Genuss konzipiert. Nur die besten Lagen-Weine und Riservas sollten länger als 2-3 Jahre gelagert werden. Nach 5 Jahren verlieren die meisten Weine an Frische, die ja gerade ihre Stärke ausmacht.
Food Pairing
Perfekte Kombinationen
Frische Meeresfrüchte & Fisch: Hier glänzt Cortese wirklich. Die hohe Säure und die salzige Mineralität sind wie geschaffen für rohe Austern, Garnelen-Carpaccio, Seebarsch oder gegrillte Calamari. Die Zitrusnoten im Wein verstärken die Frische der Meeresfrüchte, während die Mineralität eine Brücke zum Meer schlägt.
Pesto alla Genovese: Ein Match made in heaven! Die Nähe zu Ligurien ist kein Zufall – Cortese ist der perfekte Partner für Pasta mit dem klassischen Basilikumpesto. Die Säure schneidet durch das Öl, die grünen Noten im Wein harmonieren mit dem Basilikum.
Risotto mit Zitrone oder Spargel: Die cremige Textur des Risottos wird von der Säure des Weins aufgelockert, während die subtilen Aromen sich wunderbar ergänzen. Besonders ein Risotto mit grünem Spargel oder Zitronen-Risotto ist eine Offenbarung.
Ziegen- und Schafskäse: Junge, frische Ziegenkäse oder ein leichter Pecorino passen hervorragend. Die Säure des Weins balanciert die Cremigkeit des Käses, und die Zitrusnoten heben die Frische des Käses hervor.
Antipasti & Vitello Tonnato: Die piemontesische Küche ist generell ein Fest mit Cortese. Von eingelegtem Gemüse über Acciughe (Sardellen) bis zum klassischen Vitello Tonnato – die Vielseitigkeit dieser Rebsorte zeigt sich in ihrer Fähigkeit, mit den verschiedensten Aromen zu harmonieren, ohne sie zu überdecken.
Cortese ist kein Wein für schwere, cremige Saucen oder stark gewürzte Gerichte. Hier würde er untergehen. Seine Stärke liegt in der Begleitung von leichten, frischen Gerichten, wo seine Eleganz zur Geltung kommt.
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