Rebsorten

Mazuelo

4. Dezember 2025
rotweinspanienriojablend

Mazuelo ist die kraftvolle Geheimwaffe der Rioja. Entdecke die tanninreiche Rebsorte mit intensiven Aromen von schwarzer Kirsche und Gewürzen.

Säure
hohe Säure
Süße
trocken
Körper
vollmundiger Körper
Tannine
kräftige Tannine
Alkohol
13-14.5 % Alk.

Typische Aromen

  • SchwarzkirscheSchwarzkirsche
  • BrombeereBrombeere
  • Getrocknete KräuterGetrocknete Kräuter
  • Schwarzer PfefferSchwarzer Pfeffer
  • LakritzeLakritze

Mazuelo Charakteristik: hohe Säure, trocken,vollmundiger Körper, kräftige Tannine, Alkoholgehalt 13-14.5%. Typische Aromen: black-cherry, blackberry, dried-herbs, black-pepper, licorice.

Einleitung

Mazuelo ist eine der unterschätztesten Rebsorten Spaniens und gleichzeitig eine der wichtigsten Stützpfeiler großer Rioja-Weine. Als die spanische Variante der international unter dem Namen Carignan oder Cariñena bekannten Rebsorte liefert sie genau das, was viele moderne Rebsorten vermissen lassen: Rückgrat, Struktur und die Fähigkeit, Weinen über Jahrzehnte hinweg Frische zu bewahren. Während sie im Weinberg oft eine Herausforderung darstellt, belohnt Mazuelo geduldige Winzer mit Weinen von außergewöhnlicher Tiefe und Komplexität.

Auf einen Blick

  • Herkunft: Ursprünglich aus Spanien (Region Cariñena in Aragonien), heute vor allem in Rioja kultiviert
  • Charakter: Kraftvoll, tanninreich, hochsäurig mit dunklen Fruchtaromen und würzigen Kräuternoten
  • Rolle: Hauptsächlich als Verschnittpartner verwendet, verleiht Cuvées Struktur und Alterungspotenzial
  • Anbau: Spätreifend, benötigt warmes Klima und alte Reben für beste Qualität
  • Besonderheit: Liefert die Säure und Tannine, die moderne Tempranillo-Weine oft vermissen lassen
  • Alternative Namen: Carignan (Frankreich), Cariñena, Mazuela, Bovale Grande (Sardinien)

Geschmacksprofil & Charakteristik

Mazuelo ist keine Rebsorte für Ungeduldige oder Liebhaber weicher, zugänglicher Weine. In jungen Jahren präsentiert sie sich mit einer fast herben Strenge: Kräftige Tannine packen den Gaumen, hohe Säure sorgt für Spannung, und die Frucht versteckt sich zunächst hinter einer robusten Struktur. Doch genau diese scheinbaren Schwächen machen Mazuelo zu einer der wertvollsten Rebsorten für Verschnitte.

Die Aromen bewegen sich im Spektrum dunkler Früchte: Schwarzkirsche dominiert, begleitet von Brombeere und einer leicht erdigen Note. Was Mazuelo von vielen anderen Rotweinsorten unterscheidet, ist ihre ausgeprägte würzige Komponente. Getrocknete Kräuter – oft mediterrane Noten von Thymian und Rosmarin – verbinden sich mit schwarzem Pfeffer und einer charakteristischen Lakritznote.

In warmen Anbaugebieten entwickelt Mazuelo mehr Fülle und reife Fruchtaromen, während kühlere Lagen die Säure betonen und die Weine straffer ausfallen. Der Ausbau im Holzfass, wie er in der Rioja üblich ist, rundet die harten Kanten ab und integriert die Tannine, ohne die charakteristische Struktur zu maskieren.

Mit dem Alter offenbart Mazuelo ihr wahres Potenzial: Die anfangs dominanten Tannine werden geschmeidig, die Säure bewahrt die Frische, und es entwickeln sich komplexe tertiäre Aromen von Leder, Tabak und erdigen Noten. Weine mit einem Mazuelo-Anteil können problemlos 15 bis 20 Jahre reifen, manche sogar deutlich länger.

Herkunft & Geschichte

Der Name Mazuelo leitet sich vermutlich von der aragonesischen Stadt Cariñena ab, die als Ursprungsgebiet der Rebsorte gilt. Von dort breitete sie sich über Jahrhunderte in ganz Spanien aus, fand aber ihre wahre Heimat in der Rioja, wo sie bereits seit dem Mittelalter dokumentiert ist.

Die französischen Benediktinermönche brachten die Rebsorte – dort Carignan genannt – nach Südfrankreich, wo sie im Languedoc-Roussillon zur meistangebauten Sorte wurde. Dort jedoch litt ihr Ruf unter Massenproduktion und hohen Erträgen, die zu dünnen, säurebetonten Weinen führten.

In der Rioja spielte Mazuelo traditionell eine wichtige, wenn auch bescheidene Rolle. Während Tempranillo die Frucht lieferte und Garnacha für Fülle sorgte, war Mazuelo der stille Held, der den Weinen Struktur und Langlebigkeit verlieh. Die großen Rioja-Klassiker des 20. Jahrhunderts verdankten ihre Alterungsfähigkeit oft einem signifikanten Mazuelo-Anteil.

Heute erlebt die Rebsorte eine Renaissance. Moderne Winzer schätzen alte Mazuelo-Weinberge als Schatz und experimentieren zunehmend auch mit sortenreinen Weinen, die das eigenständige Potenzial der Rebsorte unter Beweis stellen.

Anbau & Terroir

Mazuelo ist im Weinberg eine anspruchsvolle Persönlichkeit. Als spätreifende Rebsorte benötigt sie warme bis heiße Klimabedingungen, um vollständig auszureifen. In kühleren Lagen reifen die Trauben oft nicht vollständig aus, was zu grünen, aggressiven Tanninen führt. Gleichzeitig bewahrt die Rebsorte selbst in heißen Jahren ihre charakteristische Säure – eine Eigenschaft, die in Zeiten des Klimawandels zunehmend geschätzt wird.

Die besten Ergebnisse liefert Mazuelo auf kalkhaltigen Böden mit guter Drainage. In der Rioja Alta und Rioja Alavesa gedeiht sie auf den terrassenförmigen Weinbergen mit eisen- und kalkhaltigen Tonböden. Diese Böden zwingen die Reben zu tiefen Wurzeln und begrenztem Wachstum, was die Qualität steigert.

Ein entscheidender Faktor für Qualität ist das Alter der Reben. Junge Mazuelo-Stöcke neigen zu hohen Erträgen und produzierten dünne, übermäßig saure Weine – ein Grund, warum die Rebsorte in den 1980er Jahren in Ungnade fiel. Alte Reben mit 40 bis 80 Jahren hingegen liefern naturgemäß geringere Erträge und konzentrierte Trauben, aus denen ausdrucksstarke Weine entstehen.

Die wichtigsten Anbaugebiete liegen in Spanien, vor allem in der Rioja (DOCa Rioja), im Priorat und in ihrer Heimatregion Campo de Cariñena. Auch im katalanischen Penedès und in der Ribera del Duero findet man Mazuelo-Bestände.

Weinstile & Varianten

Sortenreine Mazuelo-Weine sind selten, aber wenn man sie findet, offenbaren sie die wahre Persönlichkeit der Rebsorte: kompromisslos strukturiert, würzig und mit beeindruckendem Alterungspotenzial. Diese Weine sind nichts für den sofortigen Genuss – sie benötigen Zeit im Keller oder zumindest ausgiebiges Dekantieren.

Die klassische und häufigste Verwendung findet Mazuelo jedoch im Verschnitt. In der Rioja bildet das traditionelle Trio aus Tempranillo, Garnacha und Mazuelo die Basis vieler Gran Reservas. Der typische Anteil liegt zwischen 5 und 15 Prozent, kann aber in manchen Weinen bis zu 30 Prozent erreichen. Tempranillo liefert die Frucht und Eleganz, Garnacha die Fülle und den Alkohol, während Mazuelo die Struktur, Säure und Langlebigkeit beisteuert.

Im Priorat wird Mazuelo oft mit Garnacha und Cabernet Sauvignon verschnitten, wo ihre Robustheit besonders gut zur mineralischen Schieferintensität der Region passt. Diese Weine sind kraftvoller und konzentrierter als ihre Rioja-Pendants.

Der Ausbau erfolgt fast immer im Holzfass – häufig in amerikanischer Eiche, die würzige Vanille- und Kokos-Noten beisteuert. Moderne Winzer setzen zunehmend auch auf französische Eiche oder eine Kombination beider, um feinere, weniger dominante Holznoten zu erzielen. Die langen Reifezeiten im Fass (oft 24 Monate oder mehr bei Reserva und Gran Reserva) helfen, die Tannine zu integrieren.

Typische Aromen

Primäraromen (aus der Traube)

Schwarzkirsche bildet das aromatische Herzstück der Mazuelo. Diese Frucht ist nicht süß oder üppig, sondern eher herb und leicht bitter – wie eine Schwarzkirsche mit Stein. Brombeere gesellt sich dazu, manchmal mit einer wilden, fast strauchigen Note. In kühleren Lagen oder bei Trauben, die nicht vollständig ausgereift sind, können auch rote Früchte wie Sauerkirsche durchscheinen.

Die würzigen und pflanzlichen Noten sind ebenso charakteristisch wie die Frucht. Getrocknete mediterrane Kräuter – besonders Thymian und Rosmarin – prägen den Duft. Schwarzer Pfeffer verleiht eine scharfe, pikante Komponente, die an der Zunge prickelt. Eine Lakritznote, manchmal begleitet von dunkler Schokolade, rundet das Spektrum ab.

Das Terroir spielt eine große Rolle: Auf kalkhaltigen Böden zeigt sich eine mineralische Note, fast kalkig. In wärmeren, niedrigeren Lagen werden die Früchte reifer und konzentrierter, während Höhenlagen die Kräuternoten betonen.

Sekundäraromen (durch Weinbereitung)

Der Ausbau im Eichenfass fügt je nach Holztyp unterschiedliche Nuancen hinzu. Amerikanische Eiche bringt Vanille, Kokos und süße Gewürze wie Zimt und Nelke. Französische Eiche ist subtiler und steuert feine Röstnoten, Kaffee und eine zarte Tabaknote bei. Die lange Reifezeit im Fass integriert diese Aromen mit der Frucht und den Tanninen der Traube.

Teilweise erfolgt auch ein biologischer Säureabbau, der die scharfe Säure etwas abrundet und cremige, butterige Noten hinzufügen kann – allerdings wird dies bei Mazuelo sorgfältig überwacht, um nicht zu viel Säure zu verlieren, die für die Struktur essenziell ist.

Tertiäraromen (durch Reifung)

Mazuelo gehört zu den lagerfähigen Rebsorten. Nach 10 bis 15 Jahren Flaschenreife entwickeln sich komplexe tertiäre Aromen: Leder, getrockneter Tabak, erdige Noten von feuchtem Waldboden und Unterholz. Die Frucht wandelt sich von frisch zu getrocknet – aus Schwarzkirsche wird eine Art Dörrpflaume mit Gewürzen.

Besonders gut gereifte Weine zeigen auch animalische Noten, die an Wildleder erinnern, sowie Spuren von Trüffel und Pilzen. Die Säure – Mazuelos Signatur – bleibt auch nach Jahrzehnten erhalten und bewahrt die Frische, während die Tannine geschmeidig und samtig werden.

Food Pairing

Perfekte Kombinationen

Geschmorte Lammschulter mit Rosmarin und Knoblauch: Die kräftigen Tannine und die Würze der Mazuelo ergänzen perfekt das intensive Aroma von Lamm. Der Rosmarin im Gericht spiegelt die Kräuternoten im Wein wider, während die Säure durch das Fett des Fleisches schneidet. Die langen Schmorzeiten harmonieren mit den gereiften Aromen eines Rioja Reserva mit Mazuelo-Anteil.

Gebratene Wildschweinkeule mit Pflaumen-Rotwein-Sauce: Wild und Mazuelo sind eine klassische Kombination. Die erdigen, fast wilden Noten der Rebsorte passen hervorragend zu Wildgeschmack, während die Säure die Reichhaltigkeit ausgleicht. Die Pflaumen in der Sauce greifen die getrockneten Fruchtnoten im Wein auf, und die Reduktion intensiviert die Geschmackstiefe beider Partner.

Gereifter Manchego mit Feigensenf: Für eine vegetarische Option ist gereifter Manchego ideal. Der salzige, nussige Käse ergänzt die würzigen Noten der Mazuelo, während die Tannine durch das Fett des Käses weicher werden. Der süß-säuerliche Feigensenf bildet eine Brücke zwischen der Frucht im Wein und der Salzigkeit des Käses.

Spanischer Eintopf (Cocido) mit Chorizo und Kichererbsen: Ein rustikales Gericht für einen rustikalen Wein. Die Paprika in der Chorizo harmoniert mit den würzigen Noten, die Kichererbsen und das Gemüse benötigen die Säure als Gegengewicht, und die Fülle des Eintopfs verlangt nach dem kräftigen Körper eines Mazuelo-lastigen Weins.

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