Tempranillo
Tempranillo ist Spaniens Stolz: fruchtig-würzige Rotweine mit Eleganz. Alles über Geschmack, Herkunft & perfekte Food Pairings.
- Säure
- moderate Säure
- Süße
- trocken
- Körper
- vollmundiger Körper
- Tannine
- kräftige Tannine
- Alkohol
- 13-14.5 % Alk.
Typische Aromen
Schwarzkirsche
Pflaume
Getrocknete Kräuter
Leder
Vanille
Tempranillo Charakteristik: moderate Säure, trocken,vollmundiger Körper, kräftige Tannine, Alkoholgehalt 13-14.5%. Typische Aromen: black-cherry, plum, dried-herbs, leather, vanilla.
Einleitung
Tempranillo ist die unbestrittene Königin der spanischen Rebsorten und das Herzstück von Weltklasse-Weinen aus Rioja und Ribera del Duero. Diese vielseitige rote Traube bringt elegante, fruchtbetonte Weine mit würziger Komplexität hervor, die von jugendlich-frischen Jóvenes bis zu lagerfähigen Gran Reservas mit jahrzehntelangem Reifepotenzial reichen. Was Tempranillo so besonders macht, ist ihre Fähigkeit, sowohl zugängliche Alltagsweine als auch komplexe, weltklasse Rotweine zu produzieren – immer mit dem charakteristischen Gleichgewicht aus saftiger Frucht, geschmeidigen Tanninen und einem Hauch von mediterraner Würze.
Auf einen Blick
- Heimat: Rioja und Ribera del Duero in Nordspanien, mittlerweile weltweit verbreitet
- Charakter: Mittelkräftiger bis vollmundiger Rotwein mit Kirscharomen, würzigen Noten und samtigen Tanninen
- Besonderheit: Frühe Reife (daher der Name "temprano" = früh) und außergewöhnliche Affinität zu Eichenfässern
- Stil-Spektrum: Von frischen Jóvenes ohne Holzausbau bis zu komplexen Gran Reservas mit jahrelanger Fassreifung
- Food Pairing: Perfekter Begleiter zu Lammgerichten, Tapas, gereiftem Manchego und klassischer spanischer Küche
- Reifepotenzial: Hochwertige Reservas und Gran Reservas können 20-30 Jahre reifen
Geschmacksprofil & Charakteristik
Tempranillo präsentiert sich mit einem ausgewogenen, eleganten Profil, das sie von vielen anderen kräftigen Rotweinen unterscheidet. Im Glas zeigen junge Tempranillos eine leuchtend rubinrote Farbe mit violetten Reflexen, während gereifte Exemplare ein tiefes Granat mit orangefarbenen Rändern entwickeln.
Der typische Geschmack ist von reifen roten Früchten geprägt – vor allem schwarze Kirschen und Pflaumen dominieren, begleitet von Noten roter Beeren. Die Säure ist moderat bis lebhaft und sorgt für Frische, ohne dominant zu wirken. Die Tannine sind präsent aber geschmeidig, fast samtig in ihrer Textur, was Tempranillo sehr zugänglich macht.
In kühleren Klimazonen wie der Rioja Alta entstehen elegantere Weine mit höherer Säure, ausgeprägten Kirschnoten und einer subtileren Fruchtexpression. In wärmeren Regionen wie Ribera del Duero oder Toro entwickelt Tempranillo mehr Kraft, Konzentration und dunklere Fruchtaromen mit kräftigeren Tanninen.
Der Eichenausbau spielt eine zentrale Rolle im Charakter von Tempranillo. Während junge Jóvenes ohne Holzkontakt die pure, fruchtige Seite zeigen, entwickeln Crianzas, Reservas und Gran Reservas durch die Fassreifung komplexe Aromen von Vanille, Gewürzen, Leder und Tabak. Mit zunehmendem Alter entwickeln hochwertige Tempranillos eine faszinierende tertiäre Komplexität mit Noten von getrockneten Kräutern, Waldboden und Pilzen, während die Frucht eleganter und subtiler wird.
Herkunft & Geschichte
Tempranillo hat ihre Wurzeln im Norden Spaniens, wobei die genaue Herkunft zwischen Forschern diskutiert wird. DNA-Analysen deuten darauf hin, dass sie möglicherweise von der alten Sorte Albillo Mayor abstammt. Der Name "Tempranillo" leitet sich vom spanischen Wort "temprano" (früh) ab und bezieht sich auf die frühe Reife der Traube – meist mehrere Wochen vor anderen roten Sorten der Region.
Historische Aufzeichnungen belegen den Anbau von Tempranillo in der Rioja bereits seit dem 13. Jahrhundert. Zisterziensermönche spielten eine wichtige Rolle bei der Verbreitung und Kultivierung der Rebsorte entlang des Pilgerwegs Camino de Santiago. Im 19. Jahrhundert, als die Reblaus die französischen Weinberge verwüstete, siedelten sich französische Winzer in der Rioja an und brachten ihre Weinbereitungstechniken mit – insbesondere den Barrique-Ausbau, der heute untrennbar mit Tempranillo verbunden ist.
Heute ist Tempranillo die meistangebaute rote Rebsorte Spaniens mit über 200.000 Hektar Rebfläche. Die wichtigsten Anbaugebiete sind die Rioja, Ribera del Duero, Toro, La Mancha und Navarra. Unter verschiedenen Namen ist sie auch in anderen Regionen bekannt: als Tinto Fino oder Tinto del País in Ribera del Duero, als Tinta de Toro in Toro und als Ull de Llebre in Katalonien.
Anbau & Terroir
Tempranillo ist eine relativ anspruchsvolle Rebsorte, die kontinentales Klima mit heißen Tagen und kühlen Nächten bevorzugt. Diese Temperaturschwankungen sind entscheidend, um die Balance zwischen Zuckerreife und Säure zu erhalten. Die frühe Reife macht sie weniger anfällig für Herbstfröste, aber empfindlicher für Spätfröste im Frühjahr.
Die besten Tempranillo-Weine entstehen auf kalkhaltigen, lehmigen Böden mit guter Drainage in Höhenlagen zwischen 400 und 800 Metern. In der Rioja gedeiht sie besonders gut auf eisenhaltigen Lehmböden, während in Ribera del Duero die Kombination aus Kalkstein und Sand ideale Bedingungen schafft. Die Höhenlage ist entscheidend: Sie moderiert die Temperaturen und verlängert die Vegetationsperiode, was zu komplexeren Aromen führt.
In der Rioja unterscheiden sich die drei Subzonen deutlich: Die Rioja Alta im Westen bietet kühleres Klima und produziert elegante, säurebetonte Weine. Die Rioja Alavesa auf der nördlichen Seite des Ebro bringt aromatische, feingliedrige Weine hervor. Die wärmere Rioja Baja im Osten erzeugt kraftvollere, alkoholreichere Weine.
Ribera del Duero liegt auf einem Hochplateau mit extremen Temperaturschwankungen und bringt konzentrierte, kraftvolle Tempranillos mit intensiver Frucht und kräftiger Struktur hervor. Die Region Toro südwestlich von Ribera del Duero ist noch wärmer und produziert die kraftvollsten Tempranillo-Interpretationen mit hohem Alkohol und Extraktreichtum.
Außerhalb Spaniens wird Tempranillo erfolgreich in Portugal (als Tinta Roriz im Douro und Aragonez im Alentejo), in Argentinien, Kalifornien und Australien angebaut, erreicht aber selten die Eleganz der spanischen Klassiker.
Weinstile & Varianten
Das Stilspektrum von Tempranillo ist außergewöhnlich breit und wird in Spanien durch ein Klassifizierungssystem basierend auf der Reifezeit definiert:
Joven (jung): Weine mit wenig oder keinem Holzkontakt, die im Jahr nach der Ernte auf den Markt kommen. Sie zeigen die fruchtige, lebendige Seite von Tempranillo mit Aromen roter Kirschen, Pflaumen und frischen Kräutern. Diese Weine sind zugänglich, erfrischend und sollten jung getrunken werden.
Crianza: Mindestens zwei Jahre Reifung, davon ein Jahr im Eichenfass. Diese Weine vereinen jugendliche Frucht mit den ersten Anzeichen von Holzwürze – Vanille, Kokosnuss und einen Hauch von Gewürzen. Sie sind die Allrounder unter den Tempranillos: komplex genug für besondere Anlässe, aber zugänglich genug für den Alltag.
Reserva: Mindestens drei Jahre Reifung, davon ein Jahr im Fass. Reservas zeigen deutlich mehr Komplexität mit sekundären und beginnenden tertiären Aromen. Die Frucht ist konzentrierter, die Tannine sind weicher integriert, und Noten von Leder, Tabak und getrockneten Kräutern treten hervor.
Gran Reserva: Nur in außergewöhnlichen Jahrgängen produziert, mit mindestens fünf Jahren Reifung (davon zwei Jahre im Fass). Diese Weine repräsentieren die Spitze der Tempranillo-Kunst: komplex, vielschichtig, mit perfekt integrierter Holznote und einem Bouquet aus getrockneten Früchten, Leder, Unterholz und feinen Gewürzen.
In der modernen Weinbereitung experimentieren viele Winzer mit unterschiedlichen Ausbaumethoden: französische versus amerikanische Eiche (letztere bringt intensivere Vanille- und Kokos-Aromen), neue versus gebrauchte Fässer, Barrique versus größere Fuderfässer. Einige Produzenten setzen auch auf spontane Vergärung und minimalen Schwefelzusatz für einen authentischeren Terroir-Ausdruck.
Tempranillo wird selten sortenrein ausgebaut, sondern häufig mit anderen Sorten verschnitten: In Rioja klassischerweise mit Garnacha (für Frucht und Alkohol), Graciano (für Säure und Struktur) und Mazuelo/Cariñena (für Farbe und Tannin). In Ribera del Duero wird sie oft mit Cabernet Sauvignon assembliert, was zusätzliche Struktur und internationale Anmutung bringt.
Typische Aromen
Primäraromen (aus der Traube)
Schwarze Kirsche: Das charakteristischste Aroma von Tempranillo – saftig, reif, manchmal mit einem Hauch von Bitterkeit im Abgang. In kühleren Lagen tendiert es mehr zu heller Kirsche, in wärmeren zu dunkleren, konzentrierteren Kirschtönen.
Pflaume: Dunkle, reife Pflaumen dominieren besonders in wärmeren Regionen wie Toro oder Ribera del Duero. Mit zunehmender Reife können diese Noten in Richtung getrockneter Pflaumen (Backpflaumen) tendieren.
Getrocknete Kräuter: Eine mediterrane Würzigkeit mit Noten von Thymian, Rosmarin und getrocknetem Oregano verleiht Tempranillo ihre charakteristische Komplexität. Diese Kräuternoten sind besonders in Weinen aus höheren Lagen ausgeprägt.
Rote Beeren: Erdbeere und Himbeere treten in jüngeren, frischeren Stilen hervor, besonders in Jóvenes und leicht ausgebauten Crianzas aus kühleren Klimazonen.
Veilchen: Ein subtiles, aber wichtiges florales Element, das besonders in eleganten Rioja-Weinen wahrnehmbar ist und zur Finesse beiträgt.
Schwarze Johannisbeere: In kräftigeren Ausführungen, besonders wenn Tempranillo mit Cabernet Sauvignon verschnitten wird, entstehen Cassis-Noten.
Sekundäraromen (durch Weinbereitung)
Vanille: Das prominenteste Aroma aus dem Eichenfass-Ausbau, besonders intensiv bei Verwendung amerikanischer Eiche. Es verleiht dem Wein eine süßliche, cremige Note.
Kokos & Dill: Ebenfalls typisch für amerikanische Eiche, diese Aromen sind in traditionellen Rioja-Weinen deutlich wahrnehmbar und Teil ihrer Identität.
Schokolade & Kakao: Durch die Interaktion mit gerösteter Eiche entstehen feine Röstaromen, die an dunkle Schokolade und Kakaopulver erinnern.
Gewürze: Nelke, Zimt, Muskatnuss und weißer Pfeffer entwickeln sich durch die Fassreifung und verleihen dem Wein Würze und Komplexität.
Tertiäraromen (durch Reifung)
Leder: Eines der klassischen Reifearomen von Tempranillo – geschmeidiges, feines Leder ist ein Zeichen für gut gereifte Reservas und Gran Reservas.
Tabak: Nicht rauchig, sondern eine süßliche, aromatische Tabaknote, die oft mit Zedernholz kombiniert auftritt.
Pilze & Unterholz: In älteren Weinen entwickeln sich erdige, waldbodenartige Noten, die an Steinpilze, feuchtes Laub und Humus erinnern.
Tempranillo zeigt je nach Ausbau unterschiedliches Lagerpotenzial: Jóvenes sollten innerhalb von 1-2 Jahren getrunken werden, Crianzas halten 5-8 Jahre, Reservas 10-15 Jahre, und außergewöhnliche Gran Reservas können 20-30 Jahre oder länger reifen. Die besten Exemplare entwickeln mit der Zeit eine einzigartige Eleganz und Komplexität, wobei die primäre Frucht zurücktritt und Platz für faszinierende tertiäre Noten macht.
Food Pairing
Perfekte Kombinationen
Lammkeule mit Kräuterkruste: Die eleganten Tannine und würzigen Noten von Tempranillo harmonieren perfekt mit dem leicht fettigen, aromatischen Lammfleisch. Eine Crianza oder junge Reserva ergänzt die Röstaromen und mediterranen Kräuter der Kruste ideal. Die mittlere Säure des Weins schneidet durch das Fett, während die fruchtigen Kirscharomen die Süße des Fleisches unterstreichen.
Iberischer Schinken (Jamón Ibérico) & gereifter Manchego: Ein Klassiker der spanischen Küche – die salzige, nussige Komplexität des Schinkens und die würzige Cremigkeit des gereiften Manchego finden in einer Gran Reserva ihren perfekten Partner. Die tertiären Aromen von Leder und Unterholz im Wein spiegeln die Reifenoten des Käses wider, während die seidenweichen Tannine die Textur ergänzen.
Geschmorte Rinderbäckchen in Rotwein-Sauce: Für kräftige, lang geschmorte Gerichte eignet sich ein vollmundiger Tempranillo aus Ribera del Duero oder Toro hervorragend. Die konzentrierten Fruchtaromen und die kraftvolle Struktur des Weins können mit der Intensität des Gerichts mithalten, während die würzigen Holznoten die Sauce komplementieren.
Tapas-Variation: Ein fruchtbetonter Crianza ist der ideale Begleiter für eine gemischte Tapas-Platte mit Chorizo, Patatas Bravas, gegrillten Pilzen und marinierten Oliven. Die Vielseitigkeit von Tempranillo ermöglicht es, mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen und Texturen zu harmonieren – von würzig-scharf über erdig bis salzig-intensiv.
Tempranillo verkörpert die Seele des spanischen Weins: temperamentvoll, aber elegant, kraftvoll, aber niemals schwer, traditionsbewusst, aber offen für Innovation. Ob Du einen zugänglichen Crianza für den Alltag suchst oder eine komplexe Gran Reserva für besondere Momente – Tempranillo bietet ein faszinierendes Spektrum an Weinen, die alle den charakteristischen Stil dieser großartigen Rebsorte teilen.
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