Wein-Glossar

Assemblage

4. Dezember 2025
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Assemblage ist die französische Kunst des Weinverschnitts. Erfahre den Unterschied zu Cuvée und warum Verschnitte oft komplexer als sortenreine Weine sind.

Was ist eine Assemblage?

Assemblage (französisch für "Zusammenstellung") bezeichnet die Kunst des Weinverschnitts – das gezielte Zusammenführen verschiedener Weine zu einem harmonischen Ganzen. Diese Weine können aus unterschiedlichen Rebsorten, Lagen, Fässern oder Jahrgängen stammen.

Der französische Begriff wird vor allem in klassischen Weinregionen wie Bordeaux, Champagne und beim Portwein verwendet, während im deutschen Sprachraum oft von Cuvée gesprochen wird – die Begriffe sind weitgehend synonym.

Unterschied zwischen Assemblage und Cuvée

Streng genommen gibt es einen feinen Unterschied:

  • Assemblage bezeichnet den Prozess des Zusammenstellens und Vermischens
  • Cuvée bezeichnet das Ergebnis, also den fertigen verschnittenen Wein

In der Praxis werden beide Begriffe jedoch oft austauschbar verwendet. Im französischen Sprachraum spricht man eher von Assemblage, im deutschen von Cuvée. In einigen Regionen hat sich auch eine Spezialisierung entwickelt:

  • Bordeaux: Assemblage (z.B. aus Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc)
  • Champagne: Assemblage (aus verschiedenen Grundweinen, Jahrgängen, Lagen)
  • Portugal: Assemblage (z.B. bei Portwein aus Touriga Nacional, Touriga Franca etc.)
  • Deutschland/Österreich: Cuvée

Warum Assemblage?

Die Assemblage ist keine "Notlösung", sondern eine hohe Kunst der Weinbereitung. Die Gründe dafür sind vielfältig:

Komplexität schaffen: Jede Rebsorte, jede Lage, jedes Fass bringt andere Charakteristika mit. Durch geschicktes Kombinieren entsteht ein Wein mit mehr Facetten, als ein sortenreiner Wein bieten könnte.

Balance optimieren: Eine Sorte liefert Struktur und Tannine, eine andere Frucht und Fülle, eine dritte Säure und Frische. Das Resultat: ein perfekt ausbalancierter Wein.

Konsistenz gewährleisten: Gerade bei Champagner oder nicht-Jahrgangs-Portweinen ermöglicht die Assemblage, über Jahre einen gleichbleibenden Hausstil zu kreieren – unabhängig von Witterungsschwankungen einzelner Jahrgänge.

Risikominimierung: Wenn eine Parzelle oder Sorte in einem Jahr nicht optimal geraten ist, kann sie durch andere ausgeglichen werden.

Terroir-Ausdruck: Paradoxerweise können Assemblagen das Terroir einer Region besser ausdrücken als sortenreine Weine, da sie die Vielfalt der Lagen und Sorten einfangen, die für diese Region typisch sind.

Assemblage in der Praxis

Bordeaux-Assemblage

Der klassische Fall: Ein Château in Bordeaux könnte folgende Assemblage kreieren:

  • 60% Cabernet Sauvignon (Struktur, Tannine, Alterungspotenzial)
  • 30% Merlot (Frucht, Fülle, Zugänglichkeit)
  • 8% Cabernet Franc (Würze, Eleganz)
  • 2% Petit Verdot (Farbe, zusätzliche Tannine)

Jede Sorte wird separat vinifiziert und ausgebaut. Erst nach der Reifung verkostet der Kellermeister alle Partien und stellt die finale Assemblage zusammen – eine Entscheidung, die das Profil des Weins für Jahrzehnte prägt.

Champagner-Assemblage

Noch komplexer: Ein nicht-Jahgangs-Champagner kann aus:

  • 3 Rebsorten (Chardonnay, Pinot Noir, Pinot Meunier) bestehen
  • Dutzenden verschiedenen Grundweinen aus verschiedenen Parzellen
  • Reserveweinen aus früheren Jahrgängen (für Konsistenz)

Große Champagner-Häuser arbeiten mit über 100 verschiedenen Grundweinen, aus denen der Kellermeister (Chef de Cave) die finale Assemblage komponiert.

Portwein-Assemblage

Bei Portwein werden traditionell mehrere portugiesische Rebsorten kombiniert:

Je nach gewünschtem Stil variiert die Zusammensetzung. Bei Vintage Port wird die Assemblage aus einem einzigen, außergewöhnlichen Jahrgang gebildet.

Der Assemblage-Prozess

  1. Separate Vinifikation: Jede Sorte, Lage oder Parzelle wird zunächst getrennt ausgebaut, damit ihr individueller Charakter erhalten bleibt.

  2. Verkostung & Evaluierung: Nach der Reifung werden alle Komponenten systematisch verkostet und bewertet.

  3. Testassemblagen: Der Kellermeister stellt verschiedene Kombinationen in kleinen Mengen zusammen und verkostet diese.

  4. Feinabstimmung: Die vielversprechendste Assemblage wird verfeinert – oft in Schritten von 1-2%, bis die perfekte Balance gefunden ist.

  5. Finale Assemblage: Die verschiedenen Weine werden endgültig vermischt und oft noch einige Monate gemeinsam ausgebaut, damit sie sich harmonisch verbinden.

Assemblage vs. sortenreine Weine

Es gibt keine generelle Überlegenheit der einen oder anderen Philosophie:

Vorteile Assemblage:

  • Mehr Komplexität und Facetten
  • Bessere Balance möglich
  • Konsistenz über Jahrgänge
  • Traditionell in vielen klassischen Regionen

Vorteile sortenrein:

  • Klarer Sortencharakter
  • Direkter Terroir-Ausdruck einer spezifischen Lage
  • Einfacher zu verstehen und zu kommunizieren
  • Traditionell in Burgund, Elsass, vielen Neuen Welt-Regionen

Die besten Weine der Welt finden sich in beiden Kategorien. Entscheidend ist nicht ob Assemblage oder sortenrein, sondern die Qualität der Trauben und das Können des Winzers.

Bekannte Assemblage-Regionen

  • Bordeaux: Rotwein-Assemblagen aus Cabernet-Familie und Merlot
  • Champagne: Weiß- und Rotwein-Assemblagen, oft über mehrere Jahrgänge
  • Rhône: z.B. Châteauneuf-du-Pape (bis zu 13 Sorten erlaubt)
  • Portugal: Portwein und Douro-Rotweine
  • Rioja & Ribera del Duero: Tempranillo-basierte Assemblagen
  • Priorat & Montsant: Garnacha und Cariñena mit internationalen Sorten
  • Südafrika: Bordeaux-Blends und Cape Blends (mit Pinotage)

Siehe auch

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