Orange Wine
Orange Wine - Weißwein mit Schalenmaischung. Entdecke die traditionelle Weinbereitungsmethode, typische Aromen und was Orange Wines so besonders macht.
Was ist Orange Wine?
Orange Wine ist ein Weißwein, der wie ein Rotwein hergestellt wird – mit verlängertem Kontakt zu Traubenschalen, Kernen und manchmal sogar Stielen während der Gärung und Reifung. Trotz des Namens sind Orange Wines keine eigene Rebsorte, sondern eine Ausbaumethode, die weißen Trauben ihre charakteristische bernsteinfarbene bis kupferorange Färbung verleiht. Diese Weinbereitungstechnik gehört zu den ältesten der Welt und erlebt derzeit eine weltweite Renaissance.
Herstellung
Der entscheidende Unterschied zum modernen Weißwein liegt in der Maischestandzeit. Während bei klassischen Weißweinen die Trauben sofort nach dem Pressen vom Saft getrennt werden, bleiben sie bei Orange Wines mehrere Tage, Wochen oder sogar Monate in Kontakt mit dem Most. Während dieser Zeit extrahieren die Phenole, Tannine und Farbstoffe aus den Schalen in den Wein – genau wie bei der Rotweinherstellung.
Traditionelle Methode
Die authentischste und historisch bedeutsamste Methode ist der Ausbau in Qvevri, großen eiförmigen Tongefäßen, die in Georgien seit über 8.000 Jahren verwendet werden. Die Trauben werden komplett – oft mit Stielen – in die im Boden vergrabenen Gefäße gefüllt, wo sie spontan vergären und mehrere Monate auf der Maische reifen. Die konstante, kühle Temperatur im Erdreich und die poröse Keramik schaffen ideale Bedingungen für eine langsame, komplexe Entwicklung.
Moderne Varianten
Viele Winzer außerhalb Georgiens nutzen andere Gefäße für die Herstellung von Orange Wines: große Holzfässer, Betonbehälter oder Edelstahltanks. Die Maischestandzeit variiert stark – von wenigen Tagen für sanftere Stile bis zu mehreren Monaten für intensive, tanninreiche Weine. Einige Produzenten arbeiten mit Spontanvergärung, andere setzen kultivierte Hefen ein.
Charakteristik & Geschmack
Orange Wines unterscheiden sich fundamental von klassischen Weißweinen:
Farbe: Von hellem Gold über Bernstein bis zu intensivem Kupferorange oder sogar bräunlichen Tönen, je nach Rebsorte, Maischestandzeit und Alter.
Struktur: Deutlich mehr Körper und Textur als normale Weißweine. Die Tannine aus Schalen und Kernen verleihen eine leicht adstringierende, grippige Mundgefühl, ähnlich wie bei Rotweinen, aber feiner.
Aromen: Die Fruchtcharakteristik verschiebt sich von frischen Primärfrüchten zu getrockneten Früchten, Nüssen und oxidierten Noten. Typisch sind Aromen von getrockneter Aprikose, Mandeln, Honig, Bienenwachs, Haselnuss, Orangenschale, Kräutertee und würzige, erdige Noten.
Säure: Oft präsenter und strukturgebender als bei klassischen Weißweinen, da die längere Maischestandzeit die Säurewahrnehmung betont.
Einsatzgebiete & Food Pairing
Orange Wines sind außergewöhnlich vielseitige Speisenbegleiter und überbrücken die Lücke zwischen Weiß- und Rotweinen. Ihre Struktur und Tannine machen sie zu perfekten Partnern für Gerichte, die normalerweise schwer mit Wein zu kombinieren sind:
- Fermentierte und umami-reiche Speisen: Kimchi, Miso, gereifter Käse, Sojasauce
- Reichhaltige vegetarische Küche: Gebratenes Wurzelgemüse, Pilzgerichte, Kürbis
- Orientalische und nahöstliche Küche: Marokkanische Tagines, libanesische Mezze, türkische Vorspeisen
- Gegrilltes und Räucherfisch: Die Tannine schneiden durch Fettigkeit und ergänzen Raucharomen
- Wildgeflügel und helles Fleisch: Ente, Wachtel, Kaninchen
Wichtige Anbaugebiete
Georgien ist die Wiege der Orange Wines, besonders die Region Kakheti mit ihren Qvevri-Traditionen. Rebsorten wie Rkatsiteli und Mtsvane sind klassische georgische Orange-Wine-Trauben.
Italien (Friaul-Julisch Venetien, Slowenien): Die Grenzregion ist das europäische Zentrum der modernen Orange-Wine-Bewegung. Rebsorten wie Ribolla Gialla, Friulano und Malvasia werden hier seit Generationen mit Schalenkontakt ausgebaut.
Slowenien: Besonders das Gebiet um Goriska Brda (italienisch Collio) hat eine lange Tradition in dieser Ausbauweise.
Weitere bedeutende Produzenten finden sich in Österreich, Deutschland, Australien, Kalifornien und praktisch allen Weinbauregionen weltweit, da die Orange-Wine-Bewegung global gewachsen ist.
Begrifflichkeit
Der Begriff "Orange Wine" ist relativ neu und wurde in den 2000er Jahren vom britischen Weinhändler David A. Harvey geprägt, um diese Weinkategorie zu beschreiben. In Georgien spricht man traditionell einfach von "Wein", da dies dort die historische Herstellungsmethode ist. Andere Begriffe sind "Amber Wine" (Bernsteinwein) oder "Skin-Contact Wine" (Schalenkontaktwein), wobei sich "Orange Wine" international durchgesetzt hat.
Lagerung & Entwicklung
Orange Wines haben oft ein beachtliches Lagerpotenzial, deutlich höher als konventionelle Weißweine. Die Tannine und die oxidative Reifung während der Herstellung machen sie stabil und entwicklungsfähig. Hochwertige Orange Wines können 10-20 Jahre und länger reifen, wobei sie an Komplexität gewinnen und die Tannine sich integrieren.
Sie sollten ähnlich wie Rotweine behandelt werden: Lagerung bei konstanter, kühler Temperatur (12-14°C), und viele profitieren vom Dekantieren vor dem Genuss, um sich zu öffnen.
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