Wein-Glossar

Bordeaux-Blend

4. Dezember 2025
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Bordeaux-Blend bezeichnet den klassischen Verschnitt aus Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc, Petit Verdot und Malbec. Alles über die legendäre Cuvée.

Was ist ein Bordeaux-Blend?

Ein Bordeaux-Blend (auch Bordeaux-Cuvée genannt) ist ein Verschnitt aus mehreren Rebsorten, der seinen Ursprung in der berühmten französischen Weinregion Bordeaux hat. Diese Verschnittmethode gilt als eine der erfolgreichsten und am weitesten verbreiteten Rotwein-Kompositionen der Welt und wird heute in nahezu allen wichtigen Weinbauländern praktiziert.

Die Kunst des Bordeaux-Blends liegt darin, die Stärken verschiedener Rebsorten so zu kombinieren, dass ein Wein entsteht, der komplexer und ausgewogener ist als jede einzelne Komponente für sich allein sein könnte.

Die klassischen Bordeaux-Rebsorten

Ein traditioneller Bordeaux-Blend besteht aus bis zu fünf Rebsorten, wobei nicht alle in jedem Wein verwendet werden müssen:

Hauptrebsorten:

Cabernet Sauvignon: Bringt Struktur, Tannine, Lagerfähigkeit und Aromen von schwarzer Johannisbeere, Zedernholz und Graphit. Dominiert in den Weinen des linken Ufers (Médoc, Graves).

Merlot: Liefert Fülle, Frucht, Geschmeidigkeit und samtweiche Textur mit Noten von Pflaume, Schokolade und Kaffee. Hauptrebsorte am rechten Ufer (Pomerol, Saint-Émilion).

Cabernet Franc: Steuert Eleganz, florale Aromen, Frische und Würze bei, mit Noten von Veilchen, roter Paprika und Graphit.

Ergänzungsrebsorten:

Petit Verdot: Fügt intensive Farbe, zusätzliche Tannine, Würze und charakteristische Veilchenaromen hinzu. Meist nur in kleinen Anteilen (2-8%).

Malbec: Bringt dunkle Frucht, Weichheit und zusätzliche Farbe, wird aber in Bordeaux selbst immer seltener verwendet.

Zwei Stile: Linkes vs. rechtes Ufer

In Bordeaux haben sich zwei distinkte Verschnitt-Stile entwickelt, die vom Terroir und den dort optimal gedeihenden Rebsorten geprägt sind:

Linkes Ufer (Rive Gauche):

  • Regionen: Médoc, Haut-Médoc, Pauillac, Margaux, Graves, Pessac-Léognan
  • Böden: Kieshaltige, gut drainierte Böden
  • Basis: Cabernet Sauvignon-dominiert (60-80%)
  • Charakter: Strukturiert, tanninreich, kraftvoll, langlebig
  • Aromen: Schwarze Johannisbeere, Zedernholz, Graphit, Tabak
  • Beispiele: Château Lafite Rothschild, Château Margaux, Château Latour

Rechtes Ufer (Rive Droite):

  • Regionen: Pomerol, Saint-Émilion
  • Böden: Lehm- und Kalksteinböden
  • Basis: Merlot-dominiert (60-90%)
  • Charakter: Geschmeidig, opulent, fruchtbetont, früher zugänglich
  • Aromen: Pflaume, Kirsche, Schokolade, Trüffel
  • Beispiele: Château Pétrus, Château Cheval Blanc, Château Ausone

Warum verschneiden?

Die Philosophie des Bordeaux-Blends basiert auf mehreren Prinzipien:

Ausgleich von Stärken und Schwächen: Jede Rebsorte bringt unterschiedliche Qualitäten mit. Cabernet Sauvignon liefert Struktur, kann aber zu herb sein – Merlot mildert dies mit seiner Frucht und Geschmeidigkeit.

Risikominimierung: In Jahren, in denen eine Sorte nicht optimal reift, können andere Sorten dies ausgleichen. Diese Flexibilität war historisch überlebenswichtig.

Komplexität: Der Verschnitt verschiedener Rebsorten mit unterschiedlichen Aromaprofilen schafft eine Vielschichtigkeit, die sortenreine Weine nur selten erreichen.

Terroir-Ausdruck: Verschiedene Parzellen mit unterschiedlichen Böden eignen sich für verschiedene Rebsorten. Der Blend ermöglicht es, das gesamte Terroir eines Weinguts optimal zu nutzen.

Bordeaux-Blends weltweit

Die Bordeaux-Verschnitt-Methode hat sich längst über Frankreich hinaus verbreitet und wird heute in nahezu allen wichtigen Weinbauländern praktiziert:

USA (Kalifornien): "Meritage" ist die geschützte Bezeichnung für Bordeaux-Blends. Napa Valley und Sonoma produzieren weltklasse Interpretationen, oft mit höherem Alkohol und reiferer Frucht.

Australien: Margaret River hat sich als Premium-Region für Bordeaux-Blends etabliert. Die Weine zeigen oft mehr Kraft und Konzentration als ihre französischen Vorbilder.

Chile: Besonders im Maipo Valley entstehen exzellente Cabernet-basierte Blends mit ausgezeichnetem Preis-Leistungs-Verhältnis.

Südafrika: Die Cape Blends kombinieren oft Bordeaux-Sorten mit der lokalen Rebsorte Pinotage für einen eigenständigen Stil.

Spanien: In Regionen wie Ribera del Duero und Priorat werden internationale Bordeaux-Sorten zunehmend mit lokalen Sorten verschnitten.

Italien: Die "Super Tuscans" sind oft Bordeaux-Blends, die außerhalb der DOC-Klassifikation stehen und internationale Rebsorten mit Sangiovese kombinieren.

Ausbau und Reifung

Bordeaux-Blends werden traditionell in Eichenfässern ausgebaut, üblicherweise 12 bis 24 Monate in französischen Barriques (225 Liter). Der Anteil neuer Fässer variiert je nach Qualität und Stil des Weins zwischen 30% und 100%.

Während des Ausbaus durchlaufen die Weine eine malolaktische Gärung, die die Säure abrundet und dem Wein zusätzliche Cremigkeit verleiht. Viele Spitzenweine profitieren von einer Lagerung auf der Feinhefe, die zusätzliche Textur und Komplexität bringt.

Die besten Bordeaux-Blends sind ausgesprochen lagerfähig und können 20, 30 oder sogar 50 Jahre reifen. Während dieser Zeit entwickeln sich Tertiäraromen von Leder, Tabak, Pilzen und Unterholz, während die Tannine sich integrieren und die Struktur geschmeidiger wird.

Food Pairing

Bordeaux-Blends sind vielseitige Essensbegleiter, besonders zu:

  • Rindfleisch: Gegrilltes Steak, Entrecôte, Rinderbraten
  • Lamm: Lammkeule, Lammcarré mit Kräuterkruste
  • Wild: Hirsch, Reh, Wildschwein
  • Gereifter Käse: Comté, alter Gouda, Manchego
  • Pilzgerichte: Steinpilzrisotto, Trüffelpasta

Die Tannine und die Struktur von Bordeaux-Blends harmonieren perfekt mit dem Fett und den Proteinen in Fleischgerichten, während die Komplexität des Weins auch bei reichhaltigen, vielschichtigen Speisen nicht untergeht.

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