Blaufränkisch
Blaufränkisch ist Österreichs Rotwein-Star mit kräftigen Tanninen, saftiger Kirsche und Pfeffer-Würze. Alles über Geschmack, Herkunft & Pairing.
- Säure
- hohe Säure
- Süße
- trocken
- Körper
- vollmundiger Körper
- Tannine
- kräftige Tannine
- Alkohol
- 12.5-14 % Alk.
Typische Aromen
Schwarzkirsche
Brombeere
Schwarzer Pfeffer
Veilchen
Erdig
Blaufränkisch Charakteristik: hohe Säure, trocken,vollmundiger Körper, kräftige Tannine, Alkoholgehalt 12.5-14%. Typische Aromen: black-cherry, blackberry, black-pepper, violet, earthy-notes.
Einleitung
Blaufränkisch ist der ungekrönte König unter den österreichischen Rotweinen – eine Rebsorte mit Charakter, die weltweit für ihre intensive Frucht, markante Würze und beeindruckende Lagerfähigkeit geschätzt wird. Vom pannonischen Klima im Burgenland geprägt, bringt diese autochthone Sorte Weine hervor, die kraftvoll und gleichzeitig elegant sind. Was Blaufränkisch so besonders macht, ist die perfekte Balance zwischen saftiger Kirschfrucht, pfeffriger Würze und einer lebendigen Säurestruktur, die selbst vollmundigen Weinen eine erfrischende Spannung verleiht.
Auf einen Blick
- Heimat: Mittelburgenland, Österreich (auch in Ungarn als Kékfrankos und Deutschland als Lemberger bekannt)
- Charakteristik: Kraftvolle Rotweine mit dunkler Frucht, würzigen Noten und kräftiger Tanninstruktur
- Typische Aromen: Schwarzkirsche, Brombeere, schwarzer Pfeffer, Veilchen, erdige Noten
- Säure: Ausgeprägt hoch – sorgt für Frische und Langlebigkeit
- Lagerpotenzial: Hochwertige Blaufränkisch-Weine können 10-20 Jahre reifen
- Perfekt zu: Wildgerichten, geschmortem Rindfleisch, würzigen Eintöpfen und gereiftem Käse
Geschmacksprofil & Charakteristik
Blaufränkisch überzeugt mit einem markanten, eigenständigen Geschmacksprofil, das ihn von anderen Rotweinsorten deutlich unterscheidet. Im Glas präsentiert sich die Rebsorte mit einem tiefen, dunklen Rubinrot, das schon optisch Kraft und Konzentration verspricht.
Der erste Eindruck am Gaumen wird von saftiger Schwarzkirsche und reifer Brombeere dominiert. Diese dunkle Fruchtigkeit ist jedoch nie marmeladig oder überreif, sondern behält stets eine frische, lebendige Komponente. Die charakteristische hohe Säure des Blaufränkisch sorgt dafür, dass selbst vollmundige, alkoholreiche Weine nie schwer oder ermüdend wirken – im Gegenteil, sie laden zum nächsten Schluck ein.
Was Blaufränkisch besonders auszeichnet, ist seine würzige Komponente: Schwarzer Pfeffer, manchmal auch weiße Pfeffernoten, durchziehen den Wein und verleihen ihm eine pikante, fast rauchige Nuance. Hinzu kommen florale Anklänge von Veilchen und eine dezente Erdigkeit, die an feuchten Waldboden oder frisch umgegrabene Erde erinnert.
Die Tanninstruktur ist kräftig, aber feinkörnig – bei jungen Weinen noch griffig und präsent, bei gereiften Exemplaren samtig und integriert. Je nach Ausbau variiert das Geschmacksprofil: Im Edelstahltank ausgebaute Weine betonen die fruchtige, würzige Seite, während Weine aus dem Barrique zusätzlich Noten von Vanille, Schokolade und Röstaromen entwickeln.
Mit dem Alter gewinnt Blaufränkisch enorm: Die Frucht wird konzentrierter, die Würze komplexer, und es entwickeln sich Tertiäraromen von Tabak, Leder und getrockneten Kräutern. Ein gut gemachter Blaufränkisch aus einem guten Jahrgang kann problemlos 15-20 Jahre reifen und dabei stetig an Tiefe und Eleganz gewinnen.
Herkunft & Geschichte
Die Ursprünge des Blaufränkisch liegen im Dunkeln der Geschichte, doch DNA-Analysen haben enthüllt, dass die Sorte höchstwahrscheinlich eine natürliche Kreuzung zwischen Heunisch (Gouais Blanc) und einer unbekannten Wildrebe ist. Der Name "Blaufränkisch" taucht erstmals im 18. Jahrhundert in österreichischen Weinbauaufzeichnungen auf, wobei das "Fränkisch" vermutlich nicht auf die Region Franken hinweist, sondern eher auf die Herkunft der Rebstöcke aus dem französischen Raum.
Die Rebsorte hat eine lange Tradition im pannonischen Raum – also in Österreich, Ungarn und den angrenzenden Gebieten. In Ungarn wird sie seit Jahrhunderten als Kékfrankos angebaut und ist dort eine der wichtigsten roten Sorten. In Deutschland, speziell in Württemberg, ist die Sorte als Lemberger bekannt und erfreut sich zunehmender Beliebtheit.
Das wahre Epizentrum des Blaufränkisch liegt jedoch im österreichischen Mittelburgenland, genauer gesagt rund um die Orte Deutschkreutz, Neckenmarkt und Horitschon. Hier, auf den eisenhaltigen Böden des Pannoniennes, hat die Rebsorte ihre perfekte Heimat gefunden. Das kontinentale Klima mit heißen Sommern und kühlen Nächten schafft ideale Bedingungen für die Entwicklung der charakteristischen Aromatik.
Seit den 1990er Jahren erlebt Blaufränkisch eine Renaissance. Visionäre Winzer haben das enorme Potenzial der Sorte erkannt und mit sorgfältiger Weinbergsarbeit, Ertragsreduzierung und gezieltem Ausbau Weine von Weltklasse-Niveau geschaffen. Heute zählt Blaufränkisch zu den international anerkannten Qualitätssorten und wird oft in einem Atemzug mit Nebbiolo, Syrah oder Cabernet Franc genannt.
Anbau & Terroir
Blaufränkisch ist anspruchsvoll und gedeiht nur unter bestimmten Bedingungen optimal. Die Rebsorte bevorzugt warmes, kontinentales Klima mit ausreichend Niederschlag während der Vegetationsperiode. Besonders wichtig sind heiße Sommertage, die für die Phenolreife sorgen, kombiniert mit kühlen Nächten, die die charakteristische Säure bewahren.
Die Böden spielen eine entscheidende Rolle für den Charakter des Weins. Im Mittelburgenland, der Hochburg des Blaufränkisch, dominieren eisenhaltige Lehmböden, oft durchsetzt mit Kalk und Schiefer. Diese Böden bringen besonders würzige, mineralische Weine mit guter Struktur hervor. Auf Schieferböden entstehen elegantere, feinere Varianten, während Kalkböden für mehr Kraft und Konzentration sorgen.
Die Rebsorte reift relativ spät – meist Ende September bis Anfang Oktober – und benötigt daher eine lange Vegetationsperiode. Zu frühe Lese führt zu unreifen Tanninen und grünen Noten, zu späte Lese kann die typische Säure kosten. Das Timing ist entscheidend.
Wichtige Anbaugebiete weltweit:
- Österreich: Mittelburgenland (DAC), Leithaberg, Carnuntum, Eisenberg
- Ungarn: Sopron, Eger, Szekszárd
- Deutschland: Württemberg (als Lemberger)
- Slowakei: Kleine Karpaten
- Tschechien, Kroatien, USA (Washington State): Vereinzelte, vielversprechende Projekte
In Österreich gibt es seit 2005 die Mittelburgenland DAC-Appellation, die ausschließlich Blaufränkisch gewidmet ist und strenge Qualitätskriterien vorschreibt. Diese Klassifizierung hat maßgeblich zur internationalen Reputation der Rebsorte beigetragen.
Weinstile & Varianten
Blaufränkisch zeigt sich in verschiedenen Stilrichtungen, je nach Philosophie des Winzers und Ausbaumethode:
Klassischer Ausbau im Stahltank oder großem Holzfass: Diese Weine betonen die primäre Frucht und Würze der Rebsorte. Sie sind zugänglich, saftig und zeigen die typische Pfeffernote besonders deutlich. Ideal für den früheren Genuss, meist nach 2-5 Jahren.
Barrique-Ausbau: Viele Spitzenwinzer setzen auf den Ausbau in französischen Barriques (meist 225-Liter-Fässer). Der Holzeinfluss sollte dabei subtil bleiben und die Frucht nicht überdecken. Diese Weine sind konzentrierter, komplexer und langlebiger. Die Röstaromen integrieren sich mit der Zeit und verleihen dem Wein zusätzliche Tiefe.
Reserve und Lagenweine: Die Top-Kategorien entstehen aus den besten Lagen und niedrigen Erträgen. Diese Weine besitzen enormes Reifepotenzial und entwickeln über Jahre eine beeindruckende Komplexität. Sie kombinieren Kraft mit Eleganz und gehören zur absoluten Weltspitze.
Cuvées: Blaufränkisch wird auch gerne mit anderen Sorten verschnitten, etwa mit Zweigelt (für mehr Zugänglichkeit), Cabernet Sauvignon oder Merlot (für mehr Struktur) oder St. Laurent (für mehr Eleganz). In Ungarn sind Cuvées mit Kékfrankos sehr verbreitet.
Rosé: Aus Blaufränkisch entstehen auch exzellente Roséweine, meist als "Schilcher" oder einfach als "Blaufränkisch Rosé" vermarktet. Diese Weine sind kraftvoll, würzig und weitaus strukturierter als viele andere Rosés.
Typische Aromen
Primäraromen (aus der Traube)
Schwarzkirsche: Das Herzstück des Aromaprofils – saftig, dunkel und intensiv, nie süßlich. Je nach Klima reifer oder herber, aber immer präsent.
Brombeere: Dunkelfruchtige Beerennoten ergänzen die Kirsche, vor allem in warmen Jahren oder bei vollreifer Lese. Manchmal auch Heidelbeernoten.
Schwarzer Pfeffer: Die Signatur des Blaufränkisch – eine würzige, fast rauchige Note, die dem Wein seine charakteristische Pikanz verleiht. Auf kargen Böden besonders ausgeprägt.
Veilchen: Florale Nuancen, die vor allem in der Nase wahrnehmbar sind und dem Wein eine elegante, parfümierte Komponente geben.
Erdige Noten: Dezente Anklänge an feuchte Erde, Waldboden oder Unterholz, die dem Wein Bodenständigkeit und Terroir-Ausdruck verleihen.
Sekundäraromen (durch Weinbereitung)
Vanille und Gewürznelke: Durch den Barrique-Ausbau entstehen sanfte Vanillenoten und süße Gewürzaromen, die sich mit der Frucht verweben.
Kakao und dunkle Schokolade: Bei längerer Maischestandzeit und Ausbau im Holz entwickeln sich schokoladige Nuancen, die dem Wein Fülle und Cremigkeit geben.
Röstaromen: Leichte Toast- und Röstnoten vom Holz, die dem Wein zusätzliche Komplexität verleihen, ohne die Frucht zu dominieren.
Tertiäraromen (durch Reifung)
Tabak und Leder: Mit zunehmender Flaschenreife entwickeln sich würzige, ledrige Noten, die an feines Wildleder oder trockenen Tabak erinnern.
Getrocknete Kräuter: Thymian, Salbei und andere mediterrane Kräuter in getrockneter Form treten nach mehreren Jahren Reife hervor.
Pilze und Trüffel: Bei sehr alten Weinen (15+ Jahre) können sich erdige, pilzige Noten entwickeln, die dem Wein zusätzliche Tiefe und Umami-Charakter verleihen.
Blaufränkisch gehört zu den lagerfähigen Rotweinen. Einfachere Qualitäten sind nach 2-4 Jahren trinkreif, während hochwertige Reserve-Weine 10-20 Jahre und mehr reifen können. Die hohe Säure und die kräftige Tanninstruktur sind dabei der Garant für Langlebigkeit.
Food Pairing
Perfekte Kombinationen
Geschmortes Rindfleisch oder Rinderschmorbraten: Die kräftigen Tannine und die würzige Aromatik des Blaufränkisch harmonieren perfekt mit langsam geschmortem Fleisch. Die Säure des Weins schneidet durch die Fettigkeit der Sauce, während die dunkle Frucht die Röstaromen des Fleisches ergänzt. Ein klassischer Sonntagsbraten mit Rotkraut und Knödeln ist die perfekte Begleitung.
Wildgerichte – Hirschgulasch oder Rehrücken: Blaufränkisch und Wild sind wie füreinander geschaffen. Die erdigen Noten des Weins spiegeln die Gaminess des Wilds wider, die Säure erfrischt und die Würze harmoniert mit den typischen Wacholderbeeren- oder Preiselbeer-Beilagen. Ein mittelschwerer Blaufränkisch zum Wildgulasch oder ein kräftiger Reserve-Wein zum Rosa gebratenen Rehrücken – perfekt.
Ungarisches Gulasch oder Paprikasch: Da Blaufränkisch auch in Ungarn heimisch ist, passt er hervorragend zu deftigen ungarischen Gerichten. Die Würze des Paprikas findet ihr Echo in der pfeffrigen Note des Weins, die Säure gleicht die Reichhaltigkeit der Sauce aus.
Gereifter Hartkäse – Bergkäse oder alter Gouda: Zu gereiften, würzigen Käsesorten entfaltet besonders ein gereifter Blaufränkisch seine Stärken. Die Umami-Noten des Käses und die Tertiäraromen des Weins ergänzen sich wunderbar, während die Tannine die Cremigkeit des Käses strukturieren.
Vegetarische Alternative – Linsen-Pilz-Eintopf: Auch ohne Fleisch kann Blaufränkisch brillieren. Ein herzhafter Eintopf aus Belugalinsen, Waldpilzen, Wurzelgemüse und Thymian greift die erdigen, würzigen Noten des Weins auf und bietet ausreichend Substanz für die kräftige Struktur.
Blaufränkisch ist eine Rebsorte, die Entdeckung lohnt – ein österreichischer Schatz mit internationalem Format, der Tradition und Moderne verbindet. Ob jung und fruchtig oder gereift und komplex, diese Sorte bietet für jeden Weinliebhaber etwas und beweist, dass österreichischer Rotwein auf Augenhöhe mit den großen Namen dieser Welt steht.
Das könnte dich auch interessieren
Burgenland - Österreichs Rotwein-Paradies
Burgenland: Österreichs größte Rotweinregion. Weltklasse Blaufränkisch, Zweigelt und legendäre Süßweine vom Neusiedlersee. 6 DAC-Gebiete, pannonisches Klima.
Württemberg - Deutschlands Rotwein-Geheimtipp
Entdecke Württemberg: Deutschlands zweitgrößte Rotweinregion mit 11.500 Hektar, 70% Rotweinanteil, Trollinger, Lemberger und authentischer Weinstube-Kultur.
Carnuntum - Rotweine aus dem Römerland
Carnuntum: Rotwein-Region östlich von Wien. Zweigelt, Blaufränkisch, Rubin Carnuntum. Römisches Erbe, pannonisches Klima, kraftvolle Rotweine.