Rebsorten

Roussanne

4. Dezember 2025
weissweinfrankreichrhonevollmundig

Roussanne ist eine edle Weißweinrebsorte aus der Rhône. Entdecke ihre vollmundigen Aromen von Birne, Honig und Kräutern und perfekte Food Pairings.

Säure
niedrige Säure
Süße
trocken
Körper
vollmundiger Körper
Tannine
keine Tannine
Alkohol
13-14.5 % Alk.

Typische Aromen

  • BirneBirne
  • white-peachwhite peach
  • GeißblattGeißblatt
  • HonigHonig
  • MandelMandel

Roussanne Charakteristik: niedrige Säure, trocken,vollmundiger Körper, keine Tannine, Alkoholgehalt 13-14.5%. Typische Aromen: pear, white-peach, honeysuckle, honey, almond.

Einleitung

Roussanne gehört zu den edelsten weißen Rebsorten Frankreichs und ist das Herzstück vieler großer Rhône-Weine. Mit ihrem vollmundigen Körper, ihrer seidigen Textur und ihrem komplexen Aromenspektrum von reifen Birnen über Honig bis hin zu provenzalischen Kräutern verkörpert sie südfranzösische Eleganz in Perfektion. Während sie im Schatten ihrer berühmteren Schwester Marsanne oft übersehen wird, schätzen Kenner Roussanne für ihre bemerkenswerte Langlebigkeit und ihr enormes Reifepotenzial, das sie zu einer der lagerfähigsten Weißweinrebsorten der Welt macht.

Auf einen Blick

  • Herkunft: Nördliche Rhône, Frankreich
  • Charakter: Vollmundig, ölig, aromatisch komplex
  • Hauptanbaugebiete: Rhône-Tal, Languedoc, Savoyen (Frankreich), zunehmend Kalifornien und Australien
  • Besonderheit: Außergewöhnliches Alterungspotenzial von 10-20+ Jahren bei Spitzenweinen
  • Typischer Alkoholgehalt: 13-14,5% vol.
  • Klassischer Cuvée-Partner: Marsanne, Viognier, Grenache Blanc

Geschmacksprofil & Charakteristik

Roussanne präsentiert sich als kraftvolle, aber gleichzeitig elegante Weißweinrebsorte mit einem beeindruckend vielschichtigen Aromenprofil. Am Gaumen zeigt sich die Rebsorte vollmundig und ölig mit einer seidigen, fast cremigen Textur, die perfekt mit ihrer moderaten Säure harmoniert. Die charakteristische niedrige bis mittlere Säure verleiht Roussanne-Weinen eine angenehme Weichheit, ohne dass sie schwerfällig wirken.

In kühlerem Klima tendiert Roussanne zu frischeren Noten von grüner Birne, weißem Pfirsich und zarten floralen Akzenten von Akazienblüte und Geißblatt. Die Weine bleiben hier straffer und zeigen eine ausgeprägtere Mineralität. In wärmeren Lagen entwickelt die Rebsorte üppigere Aromen von reifen Birnen, Aprikosen und Honig, kombiniert mit einem Hauch von Mandeln und provenzalischen Kräutern wie Thymian.

Mit zunehmendem Alter durchläuft Roussanne eine faszinierende Transformation. Die primären Fruchtaromen weichen komplexen tertiären Noten von Honigwaben, gerösteten Nüssen, Bienenwachs und manchmal sogar einem Hauch von weißem Trüffel. Diese Entwicklung macht hochwertige Roussanne-Weine zu echten Langstreckenläufern, die problemlos 15-20 Jahre reifen können und dabei kontinuierlich an Komplexität gewinnen.

Herkunft & Geschichte

Roussanne stammt ursprünglich aus der nördlichen Rhône in Frankreich, wo sie bereits seit Jahrhunderten kultiviert wird. Der Name leitet sich vermutlich von der rostbraunen Färbung (französisch: "roux") ab, die die Trauben bei voller Reife annehmen. Historische Aufzeichnungen belegen den Anbau der Rebsorte im Rhône-Tal bereits im 16. Jahrhundert, wobei sie besonders in den prestigeträchtigen Appellationen Hermitage und Crozes-Hermitage eine zentrale Rolle spielte.

Im Laufe der Geschichte erlebte Roussanne wechselhafte Zeiten. Aufgrund ihrer anspruchsvollen Natur – sie ist anfällig für Echten Mehltau und neigt zu unregelmäßigen Erträgen – wurde sie im 20. Jahrhundert teilweise durch die robustere Marsanne ersetzt. Erst in den letzten Jahrzehnten erlebte die Rebsorte eine Renaissance, als Winzer ihre außergewöhnlichen qualitativen Eigenschaften wiederentdeckten.

Heute ist Roussanne fest in der nördlichen Rhône verwurzelt, wo sie sowohl als Cuvée-Partner als auch als sortenreiner Wein Bedeutung hat. Von hier aus hat sie ihren Weg in andere französische Weinregionen wie das Languedoc-Roussillon und Savoyen gefunden. International wird sie zunehmend in Kalifornien, Australien und Washington State kultiviert, wo Winzer das Potenzial dieser noblen Rebsorte erkannt haben.

Anbau & Terroir

Roussanne ist eine anspruchsvolle Diva im Weinberg, die sowohl Geduld als auch Fingerspitzengefühl vom Winzer verlangt. Die Rebsorte bevorzugt warme, sonnige Lagen mit guter Drainage und profitiert von den langen Vegetationsperioden mediterraner Klimazonen. Gleichzeitig benötigt sie eine gewisse Kühle in den Nächten, um ihre charakteristische Balance zwischen Reife und Frische zu bewahren.

Die besten Ergebnisse erzielt Roussanne auf Granit-, Kalk- und Schieferböden, wie sie in der nördlichen Rhône zu finden sind. Diese kargen, mineralreichen Böden zwingen die Reben zu tiefem Wurzelwachstum und fördern die Konzentration der Aromen. In Hermitage gedeiht sie besonders auf den steilen Granitabhängen, die tagsüber die Wärme speichern und nachts langsam wieder abgeben – ideale Bedingungen für eine langsame, gleichmäßige Reifung.

Die Hauptanbaugebiete konzentrieren sich auf die nördliche Rhône, wo Roussanne in den Appellationen Hermitage, Crozes-Hermitage, Saint-Joseph und Saint-Péray heimisch ist. Im südlichen Rhône-Tal spielt sie eine Nebenrolle in Châteauneuf-du-Pape Blanc. Außerhalb der Rhône hat sich Roussanne im Languedoc etabliert, wo das warme Klima vollreife Trauben mit intensiven Aromen hervorbringt. In Savoyen wird sie traditionell für die Appellation Chignin-Bergeron verwendet, wo sie auf kalkhaltigen Böden in mittleren Höhenlagen besonders mineralische Weine ergibt.

International finden sich erfolgreiche Anpflanzungen in Kaliforniens Central Coast, wo die "Rhône Rangers" die Rebsorte mit Begeisterung kultivieren, sowie in den kühleren Regionen Australiens wie Victoria und im Barossa Valley.

Weinstile & Varianten

Roussanne wird in verschiedenen Stilen ausgebaut, die jeweils unterschiedliche Facetten der Rebsorte betonen. Der klassische Stil ist trocken und wird häufig im Edelstahltank oder in großen, alten Holzfässern vergoren und ausgebaut. Diese Methode bewahrt die frischen Fruchtaromen und die mineralische Komponente der Rebsorte und resultiert in eleganten, trinkfreudigen Weinen, die nach 2-3 Jahren ihr erstes Trinkreifefenster erreichen.

Ambitionierte Winzer setzen zunehmend auf Barrique-Ausbau, teilweise mit Batonnage (Aufrühren der Feinhefe). Diese Technik verleiht den Weinen zusätzliche Komplexität, cremige Textur und nussige Noten, ohne die charakteristischen Aromen zu überdecken. Spitzenweine aus Hermitage oder hochwertige kalifornische Cuvées profitieren von diesem Ansatz und können dann 10-20 Jahre oder länger reifen.

In der nördlichen Rhône ist Roussanne selten sortenrein zu finden. Traditionell wird sie mit Marsanne verschnitten, wobei Roussanne Struktur, Säure und aromatische Finesse beisteuert, während Marsanne Körper und Fülle liefert. Das Mischungsverhältnis variiert je nach Appellation und Winzerphilosophie. In Saint-Joseph und Crozes-Hermitage können auch kleine Anteile Viognier hinzukommen, der blumige Noten beisteuert.

Regional zeigen sich deutliche Stilunterschiede: Roussanne aus der kühlen Region Savoyen präsentiert sich straffer und mineralischer, während Weine aus dem warmen Languedoc üppiger und fruchtbetonter ausfallen. Kalifornische Roussanne-Weine tendieren zu einem opulenteren Stil mit höherem Alkoholgehalt und reiferen Fruchtaromen.

Typische Aromen

Primäraromen (aus der Traube)

Birne: Das Leitmotiv von Roussanne – von grüner Birne in kühlen Jahren bis zu vollreifen, saftigen Williams-Birnen in sonnigen Jahrgängen. Dieses Aroma zieht sich wie ein roter Faden durch die verschiedenen Ausbaustufen.

Weißer Pfirsich: Besonders in wärmeren Klimazonen entwickelt Roussanne diese zarte, aromatische Steinobstnote, die dem Wein Eleganz und Tiefe verleiht.

Aprikose: In vollreifen Trauben aus südlichen Lagen tritt häufig eine Aprikosennote auf, die sowohl frisch als auch leicht getrocknet wirken kann und dem Wein Süße und Komplexität schenkt.

Geißblatt und Akazienblüte: Charakteristische florale Noten, die besonders bei Roussanne aus kühleren Lagen oder jüngeren Weinen ausgeprägt sind. Sie verleihen dem Wein eine duftende, elegante Komponente.

Provenzalische Kräuter: Ein Hauch von Thymian, manchmal auch Fenchel oder trockene mediterrane Kräuter, die der Rebsorte ihre typisch südfranzösische Persönlichkeit verleihen und besonders in sonnenverwöhnten Lagen zum Tragen kommen.

Sekundäraromen (durch Weinbereitung)

Honig: Entsteht besonders bei reiferen Trauben und längerer Maischestandzeit, verleiht dem Wein eine warme, süßliche Komponente ohne tatsächliche Restsüße.

Mandel: Durch Hefekontakt und Barrique-Ausbau entwickelt sich oft eine zarte Mandelnote, die von frischen grünen Mandeln bis zu gerösteten Mandeln reichen kann.

Brioche und Butter: Bei Weinen mit Batonnage und Barrique-Ausbau entstehen diese cremigen, hefigen Noten, die dem Wein zusätzliche Textur und Komplexität verleihen.

Tertiäraromen (durch Reifung)

Bienenwachs: Mit zunehmendem Alter entwickeln hochwertige Roussanne-Weine diese charakteristische Note, die oft mit einem Hauch von Propolis verbunden ist – ein Zeichen großer Reife und Komplexität.

Geröstete Nüsse: Mandeln und Haselnüsse werden mit der Zeit intensiver und zeigen geröstete Nuancen, die dem Wein Tiefe und einen fast meditativen Charakter verleihen.

Weißer Trüffel: Bei sehr alten, außergewöhnlichen Roussanne-Weinen kann sich eine delikate Trüffelnote entwickeln – selten, aber faszinierend und ein Zeichen höchster Reife.

Roussanne gehört zu den lagerfähigsten Weißweinrebsorten überhaupt. Während einfachere Weine bereits nach 2-3 Jahren ihren Höhepunkt erreichen, können Spitzenweine aus Hermitage problemlos 15-20 Jahre reifen, manche sogar noch länger. Während dieser Zeit durchläuft der Wein eine bemerkenswerte Entwicklung von fruchtbetonten zu komplexen, nuancierten tertiären Aromen.

Food Pairing

Perfekte Kombinationen

Gebratener Steinbutt oder Seezunge mit Kräuterbutter: Die vollmundige, ölige Textur von Roussanne harmoniert perfekt mit buttrig zubereiteten Edelfischen. Die moderate Säure schneidet durch die Reichhaltigkeit, während die Kräuternoten im Wein die frischen Kräuter im Gericht aufgreifen. Ein klassisches Hermitage Blanc macht aus diesem Gericht ein unvergessliches Erlebnis.

Hühnchen oder Schweinefleisch in Rahmsauce mit Pilzen: Die cremige Textur und die nussigen Aromen von Roussanne spiegeln die Sauce perfekt wider, während die Fruchtaromen einen schönen Kontrapunkt zu den erdigen Pilzen setzen. Besonders Weine mit Barrique-Ausbau brillieren hier.

Weichkäse wie Brie oder Camembert: Die Cremigkeit des Käses und die ölige Textur von Roussanne verschmelzen am Gaumen zu einer harmonischen Einheit. Die Honig- und Nussnoten im Wein ergänzen die buttrigen Aromen des Käses ideal – ein Pairing, das sowohl mit jüngeren als auch mit gereiften Weinen funktioniert.

Risotto mit Kürbis oder Steinpilzen: Die cremige Konsistenz des Risottos und der vollmundige Körper von Roussanne sind wie füreinander gemacht. Die erdigen Pilz- oder süßlichen Kürbisnoten finden Entsprechung in den komplexen Aromen des Weins, während die Säure die Reichhaltigkeit des Gerichts ausbalanciert.

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