Sancerre - Mineralische Sauvignon Blanc-Eleganz von der Loire

Zusammenfassung / Auf einen Blick

Sancerre ist die Heimat des weltbesten Sauvignon Blanc. In den Hügeln der östlichen Loire, 200 km südöstlich von Paris, entstehen Weißweine von knackiger Säure, mineralischer Präzision und eleganter Frucht. Der Kimmeridge-Kalkboden – derselbe wie in Chablis – verleiht den Weinen ihre charakteristische Mineralität und Struktur. Sancerre ist nicht nur Weißwein: 20% sind Rosé und Rotwein aus Pinot Noir, die oft unterschätzt werden.

Quick Facts:

Lage: Östliche Loire, Region Centre-Val de Loire
Größe: 2.900 Hektar Rebfläche
Klima: Kontinental, kühl, mäßiger Niederschlag
Hauptrebsorten: Sauvignon Blanc (80%), Pinot Noir (20%)
Weinstile: Trockene, mineralische Weißweine, frische Rosés, elegante Rotweine
Besonderheit: Kimmeridge-Kalkboden, gleich wie in Chablis

Geographie und Klima

Sancerre liegt auf steilen Hügeln über der Loire, mit Blick auf den Fluss. Die Stadt Sancerre thront auf einem Hügel – ein pittoreskes Panorama. Die Weinberge erstrecken sich über 14 Gemeinden.

Das kontinentale Klima ist kühl: Kalte Winter, mäßig warme Sommer (selten über 30°C), 650 mm Niederschlag. Diese Kühle bewahrt die hohe Säure der Trauben – das Geheimnis der Sancerre-Frische.

Die Böden sind der Schlüssel:

Kimmeridge-Kalk (Terres Blanches): Kalkhaltige Lehmböden, schimmern im Sommer hell. Kraftvolle, mineralische Weine (Chavignol!).
Feuerstein (Silex): Feuerstein-Böden bringen die berühmte "Gun-Flint"-Mineralität – rauchig, steinig.
Kalkstein (Caillottes): Reinerer Kalk, leichtere, duftige Weine.

Rebsorten

Sauvignon Blanc (80%)

Sauvignon Blanc ist der Star. Sancerre-Sauvignon Blanc zeigt Zitrusfrüchte (Grapefruit, Zitrone), grüne Äpfel, Stachelbeere, manchmal Holunderblüte. Die Mineralität ist ausgeprägt – Feuerstein, nasse Steine, Kreide. Die Säure ist knackig, der Alkohol moderat (12,5-13%).

Pinot Noir (20%)

Pinot Noir wird für Rosé und Rotwein verwendet. Sancerre Rouge ist leicht bis mittelschwer, mit Erdbeeren, Kirschen und Kräutern. Die besten können 5-10 Jahre reifen – oft unterschätzt!

Weinstile

Sancerre Blanc:

Trocken, mineralisch, hochsäurehaltig
Aromen: Zitrus, grüner Apfel, Feuerstein, Kräuter
Meist im Edelstahl ausgebaut (keine Holzfässer)
Jung trinken (1-3 Jahre), Top-Weine können 5-8 Jahre reifen

Sancerre Rosé:

Frisch, leicht, trocken
Aromen: Erdbeere, Himbeere, Kräuter
Perfekt im Sommer

Sancerre Rouge:

Leicht bis mittelschwer, elegante Rotweine
Aromen: Rote Beeren, Kräuter, erdige Noten
Kühl vergoren, meist ohne Holz

Top Weingüter

Domaine Vacheron

Adresse: 1 Rue du Puits Poulin, 18300 Sancerre
Website: domainevacheron.com
Spezialität: Biodynamischer Weinbau, Einzellagen
Besonderheit: Familienbesitz, moderne Stilistik
Präzise, mineralische Weine mit Tiefe

François Cotat

Adresse: Chavignol, 18300 Sancerre
Spezialität: Legendäre Einzellagen (Les Monts Damnés, La Grande Côte)
Besonderheit: Extrem limitiert, Kultstatus
Kraftvolle, konzentrierte Sauvignon Blancs – können 10+ Jahre reifen

Domaine Alphonse Mellot

Adresse: Rue Porte César, 18300 Sancerre
Website: mellot.com
Spezialität: La Moussière (Clos), Génération XIX
Besonderheit: Familienbesitz seit 1513!
Klassische Stilistik, verlässliche Qualität

Pascal Jolivet

Adresse: Route de Chaudoux, 18300 Sancerre
Website: pascal-jolivet.com
Spezialität: Moderne, fruchtige Weine
Besonderheit: Ikonische zylindrische Kellerei
Zugänglicher Stil, international erfolgreich

Domaine Henri Bourgeois

Adresse: Chavignol, 18300 Sancerre
Website: henribourgeois.com
Spezialität: Grande Réserve, Etienne Henri
Besonderheit: Familienbesitz seit 1950
Elegante, terroir-geprägte Weine

Unterregionen / Bodentypen

Chavignol

Das Herz von Sancerre – Kimmeridge-Kalk-Böden ("Terres Blanches"). Die kraftvollsten, mineralischsten Weine. Auch berühmt für Crottin de Chavignol-Ziegenkäse!

Bué

Nördlich von Sancerre, Feuerstein-Böden ("Silex"). Die rauchigsten, steinigsten Weine.

Verdigny

Kalkstein-Böden ("Caillottes"). Leichtere, duftigere Weine mit Eleganz.

Weinbaugeschichte

Sancerre produziert seit der Römerzeit Wein. Im Mittelalter waren die Weine berühmt, aber nach der Reblaus (19. Jh.) wurde die Region fast aufgegeben. Der Wiederaufbau begann in den 1950ern mit Sauvignon Blanc.

Der Durchbruch kam in den 1970er-80er Jahren: Sancerre wurde zum Inbegriff für mineralischen, eleganten Sauvignon Blanc – im Gegensatz zu den opulenten Marlborough-Weinen aus Neuseeland.

Herausforderungen und Zukunft

Klimawandel: Die Erwärmung bringt vollere, reifere Weine – nicht immer vorteilhaft für die Sancerre-Eleganz. Säurewerte sinken.

Frost: 2016, 2017 und 2021 vernichteten Frühjahrsfröste große Teile der Ernte. Frostschutzmaßnahmen (Heizöfen, Kerzen) sind teuer und nur begrenzt effektiv.

Biodynamie: Immer mehr Spitzenwinzer (Vacheron, Cotat) setzen auf biologischen oder biodynamischen Weinbau.

Meine persönliche Empfehlung

Lieblingsweingut: Domaine Vacheron – biodynamisch, präzise, terroirgeprägt. Die Einzellagen (Les Romains, Le Paradis) sind brillant.

Geheimtipp: Domaine Vincent Pinard – Florès (Cuvée aus alten Reben) ist ein Sauvignon Blanc mit burgundischer Tiefe.

Budget-Tipp: Domaine Thomas Labaille – 18-25 Euro, klassischer Sancerre-Stil, ehrlich und gut.

Beste Reisezeit: Mai/Juni (Frühlingsblüte) oder September (Lese). Die Aussicht von Sancerre-Stadt ist spektakulär!

Käse-Pairing: Crottin de Chavignol (Ziegenkäse aus Chavignol) + Sancerre Blanc = das perfekte Pairing!