Weinregionen

Beaujolais - Mehr als Beaujolais Nouveau

9. Dezember 2025
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Alles über Beaujolais: 10 Cru-Lagen, Gamay-Weine, Granit-Böden, von Fleurie bis Morgon – weit mehr als Beaujolais Nouveau.

Beaujolais - Mehr als Beaujolais Nouveau

Zusammenfassung / Auf einen Blick

Das Beaujolais ist weit mehr als der leichte Beaujolais Nouveau, der jeden November die Welt überschwemmt. Im nördlichen Beaujolais, auf Granitböden, entstehen ernstzunehmende, alterungsfähige Weine aus Gamay – die 10 Cru-Lagen produzieren Weine von burgundischer Eleganz. Von der kirschfruchtigen Leichtigkeit eines Chiroubles bis zur kraftvollen Struktur eines Moulin-à-Vent reicht die Bandbreite. Das Beaujolais ist Frankreichs best gehütetes Preis-Leistungs-Geheimnis – Weltklasse-Weine für 15-30 Euro.

Quick Facts:

  • Lage: Zwischen Mâcon (Burgund) und Lyon
  • Größe: 14.500 Hektar Rebfläche
  • Klima: Semi-kontinental, mäßig warm
  • Rebsorte: Gamay (99%), wenig Chardonnay
  • Weinstile: Fruchtige, zugängliche Rotweine
  • Besonderheit: 10 Cru-Lagen auf Granitböden

Geographie und Klima

Das Beaujolais liegt zwischen Mâcon im Norden und Lyon im Süden – geographisch zum Burgund gehörend, weinbaulich aber eigenständig. Die Region teilt sich in zwei Zonen:

Nördliches Beaujolais (Beaujolais Crus):

  • Granitböden, Hügel bis 500m Höhe
  • Die 10 Cru-Lagen
  • Hier entstehen die Qualitätsweine

Südliches Beaujolais:

  • Kalkstein- und Lehmböden
  • Flacheres Gelände
  • Einfachere Beaujolais und Beaujolais-Villages

Das semi-kontinentale Klima ist milder als im Burgund: Warme Sommer, milde Winter, ausreichend Regen (750 mm). Gamay reift früher als Pinot Noir – perfekt für diese etwas kühlere Lage.

Die Granitböden des Nordens sind der Schlüssel: Sie verleihen den Weinen Mineralität, Eleganz und Struktur. Jede Cru-Lage hat ihr eigenes Granit-Terroir.

Rebsorten

Gamay (99%)

Gamay ist die Rebsorte des Beaujolais. Im Burgund verpönt (seit 1395 verboten!), zeigt sie hier ihre ganze Klasse. Gamay bringt fruchtige Weine mit Kirsch-, Erdbeere- und Himbeeraromen, lebendiger Säure und wenig Tannin. In den Cru-Lagen auf Granit erreicht Gamay burgundische Eleganz.

Chardonnay (1%)

Wenig Chardonnay wird angebaut, hauptsächlich für Beaujolais Blanc – selten, aber interessant.

Weinstile

Beaujolais AOC

  • Einfachste Stufe, meist aus dem Süden
  • Leicht, fruchtig, jung trinken
  • Basis für Beaujolais Nouveau

Beaujolais-Villages

  • Aus 38 "Village"-Gemeinden
  • Mehr Struktur als einfaches Beaujolais
  • Trinken innerhalb 2-3 Jahren

Beaujolais Crus (Die 10 Cru-Lagen)

  • Die Spitze der Qualität
  • Jede Cru hat eigenen AOC-Status (kein "Beaujolais" auf dem Etikett!)
  • Können 5-15 Jahre reifen
  • Granit-Terroir, alte Reben

Die 10 Crus (von Nord nach Süd):

  1. Saint-Amour – romantischer Name, leichte, blumige Weine
  2. Juliénas – kraftvoll, würzig, strukturiert
  3. Chénas – kleinste Cru (250 ha), blumig und elegant
  4. Moulin-à-Vent – "König des Beaujolais", tanninreich, langlebig
  5. Fleurie – "Königin des Beaujolais", elegant, parfümiert, auf rosa Granit
  6. Chiroubles – höchste Lage (400m), leicht, fruchtig, delikat
  7. Morgon – kraftvoll, "Côte du Py" ist die Top-Lage
  8. Régnié – jüngste Cru (1988), fruchtig und zugänglich
  9. Brouilly – größte Cru (1.300 ha), fruchtbetont, rund
  10. Côte de Brouilly – Hang des Mont Brouilly, konzentrierter als Brouilly

Top Weingüter

Domaine Jean Foillard (Morgon)

  • Adresse: Le Bourg, 69910 Villié-Morgon
  • Spezialität: Côte du Py, naturnah, ungeschönte Weine
  • Besonderheit: Gang of Four-Mitglied (Naturwein-Pioniere)
  • Elegante, terroir-geprägte Gamays mit burgundischem Touch

Domaine Métras (Fleurie)

  • Adresse: 69820 Fleurie
  • Spezialität: Alte Reben, traditionelle Vinifikation
  • Besonderheit: Yvon Métras ist Legende unter Naturwein-Fans
  • Ungeschönte, wilde, aber brillante Weine

Château des Jacques (Moulin-à-Vent)

  • Adresse: Les Jacques, 71570 Romanèche-Thorins
  • Website: chateau-des-jacques.fr
  • Spezialität: Moulin-à-Vent, gehört zu Louis Jadot
  • Besonderheit: Burgundischer Ansatz, Einzellagen
  • Kraftvolle, lagerfähige Weine (10-15 Jahre)

Domaine du Vissoux (Beaujolais)

  • Adresse: Saint-Vérand, 69620 Beaujolais
  • Website: domaineduvissoux.com
  • Spezialität: Pierre Chermette, Fleurie "Poncié"
  • Besonderheit: Biologischer Weinbau seit Jahrzehnten
  • Elegante, präzise Weine

Domaine de la Grand'Cour (Fleurie)

  • Adresse: 69820 Fleurie
  • Spezialität: Fleurie von alten Reben
  • Besonderheit: Jean-Louis Dutraive, naturnaher Ansatz
  • Parfümierte, seidige Weine

Domaine Lapierre (Morgon)

  • Adresse: Les Chênes, 69910 Villié-Morgon
  • Spezialität: Morgon, biodynamisch
  • Besonderheit: Marcel Lapierre war Pionier der Naturwein-Bewegung
  • Heute von Mathieu und Camille weitergeführt – brillante Gamays

Weinbereitung: Kohlensäure-Mazeration

Das Beaujolais ist berühmt für Kohlensäure-Mazeration (macération carbonique):

  • Ganze Trauben (nicht entrappt!) werden in geschlossene Tanks gefüllt
  • CO2 sammelt sich an, die Beeren beginnen von innen zu fermentieren
  • Ergebnis: Fruchtige, zugängliche Weine mit wenig Tannin
  • Beaujolais Nouveau wird so hergestellt (nach nur 6-8 Wochen auf dem Markt!)

Die besten Crus verwenden traditionelle Vinifikation oder semi-kohlensäure Mazeration:

  • Entrappung oder teilweise Entrappung
  • Längere Maischestandzeit (10-20 Tage)
  • Mehr Struktur, Tannin, Alterungspotenzial

Weinbaugeschichte

Die Römer brachten den Weinbau ins Beaujolais. Im Mittelalter gehörte die Region zum Burgund, aber Gamay wurde 1395 vom burgundischen Herzog Philipp dem Kühnen verbannt – zu "gemein" für edles Burgund!

Gamay wanderte ins Beaujolais und fand hier ihre wahre Heimat. Im 19. Jahrhundert war das Beaujolais riesig – die Nähe zu Lyon (Bistro-Weine!) machte die Region reich.

Der Beaujolais Nouveau-Hype begann in den 1950er-60er Jahren als Marketing-Gag – "Der neue Wein ist da!" Jeder dritte Donnerstag im November wurde zum globalen Event. Leider überschattete der Nouveau-Hype die ernsten Cru-Weine jahrzehntelang.

Seit den 2000ern erleben die Crus eine Renaissance: Naturwein-Bewegung, burgundische Qualitätsansätze, internationale Anerkennung.

Herausforderungen und Zukunft

Beaujolais Nouveau-Image: Der Nouveau schadet dem Ruf der ernsten Crus. Die Region kämpft um Anerkennung für ihre Qualitätsweine.

Klimawandel: Die Erwärmung bringt vollere, reifere Weine – gut für Struktur, aber Gefahr für die burgundische Eleganz.

Premier Cru-Klassifikation: 2024 beantragten Fleurie, Moulin-à-Vent und Brouilly Premier Cru-Status für ihre besten Einzellagen – ein Zeichen des Qualitätsstrebens!

Meine persönliche Empfehlung

Lieblingsweingut: Domaine Jean Foillard – die Côte du Py-Weine sind burgundisch-elegant, mit Tiefe und Seele.

Geheimtipp: Domaine de la Madone (Fleurie) – Jean-Marc Despres macht biodynamische Weine mit Finesse und Präzision, 20-30 Euro.

Budget-Tipp: Château Thivin (Côte de Brouilly) – 15-20 Euro, klassischer Stil, ehrlich und gut.

Beste Reisezeit: September (Lese) oder November (Beaujolais Nouveau-Feste – touristisch, aber spaßig!).

Route-Tipp: Die Route des Vins du Beaujolais durch die Crus ist malerisch – von Juliénas über Fleurie bis Brouilly. Zwischenstopp in Villié-Morgon im Bistrot La Javernière – lokale Küche, großartige Weinauswahl!

Wichtig: Cru Beaujolais sind keine "einfachen" Weine – dekantieren, leicht kühlen (14-16°C), und mit burgundischem Respekt genießen!